Alex Cio, 30, geht regelmäßig zum Containern

Alex, 30, holt sich sein Essen aus dem Müll

Warum denkst du gehen nicht mehr Menschen zum Containern?

Ich weiß, dass die meisten Menschen das niemals machen würden, weil sie sich davon nichts erhoffen und weil es nicht bezahlt wird. Deswegen passiert das auch nicht und ich meine klar: Leute lachen mich da auch teilweise aus, weil sie es eben nicht verstehen.

Das passiert auch?

Ja, da ist alles mit drin. Sprüche wie „Willst du’s gleich haben, Alex oder soll ich’s erst einmal wegschmeißen?“ sind da ganz normal. Die Menschen sind sehr einfach und sie merken sich lieber Negatives. Leute belächeln Dinge lieber erst einmal und nehmen sie ironisch. Negative Kritik ist in Deutschland oder auch weltweit aber ein Anzeichen dafür, dass das Denken anfängt, würde ich sagen. Irgendwann ist mir dann klar geworden, wie Leute Informationen aufnehmen und wie sie sie verarbeiten und ja – viele wehren sich dagegen und belächeln das, aber insgeheim arbeitet das Thema in uns schon weiter.

Hast du mittlerweile das Gefühl, dass die Supermärkte etwas mehr auf Leute wie dich aufmerksam geworden sind?

Leider nein. Die meisten Supermärkte sind überhaupt nicht bereit mitzuarbeiten.

Hattest du schon einmal die Möglichkeit, direkt mit einem Supermarktbesitzer oder Filialleiter über dein Anliegen zu sprechen?

Ja, auf jeden Fall. Die Supermärkte in meiner Nähe langweilen sich glaube ich schon total, weil ich sehr oft vorbeikomme und wirklich immer frage, was mit dem Essen passiert, das einfach nur noch rumsteht. Die denken sich vermutlich, dass ich ein gelangweilter Rentner bin, der am Fenster sitzt, die Polizei anruft und aber eigentlich nichts zu sagen hat. Die belächeln das. Ganz wenige gibt es, die sagen, dass sie selbst zwar auch ein Problem damit haben, aber keine Meinung dazu haben dürfen. Das finde ich persönlich wirklich krass, dass die Menschen tatsächlich überlegen, ob sie eine Meinung haben oder nicht. Ich würde sagen, dass unsere Welt echt unmündig ist. Die Leute leben in vorgegebenen Gesetzesstrukturen, aber sie würden niemals selbst darüber nachdenken, was man verbessern könnte.

Was können wir denn jetzt im Alltag gegen die Lebensmittelverschwendung machen?

Dem Thema soll allgemein viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Es geht hier nicht ums Containern allein, es geht darum, dass du mit deinen Freunden diskutierst und eigene Ideen entwickelst. Jeder hat die Möglichkeit, etwas Neues zu schaffen. Das Problem ist aber, dass man sich nach dem Feierabend lieber mit gar nichts beschäftigt, als Infos auszutauschen. Das heißt nicht, dass wir die ganze Zeit etwas machen müssen. Wir müssen uns gegenseitig updaten und jeder sollte Bock haben, selbst etwas zu machen. Aber das fehlt. Die Leute müssten ein bisschen aus ihrer Komfortzone raus kommen.

 

 

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Bildquelle: privat