Alleine Zeit verbringen normalisieren: Wieso Me-Time so wichtig ist

Dinge alleine zu unternehmen bedeutet für viele, die Komfort-Zone zu verlassen. Egal, ob es sich um einen Konzert-Besuch oder ein Mittagessen im Restaurant handelt – es ist uns oft unangenehm, diese Aktivitäten ohne Freund*innen oder den*die Partner*in durchzuführen. Aber warum fällt es uns so schwer, mit uns alleine zu sein? Und wieso ist genau das aber auch so wichtig?

Egal wie gerne man den neuen Film im Kino sehen möchte – wenn keine*r der Freund*innen Zeit hat, verzichten viele Menschen lieber gänzlich darauf, als ihn alleine zu schauen. Beim Mittagessen, für das der*die Kolleg*in spontan abgesagt hat, fühlt man sich unwohl und verbringt die Zeit im Café am Handy. Auch als Single fällt es uns manchmal schwer, an Pärchen vorbeizugehen. Man fühlt sich unterlegen, als würde im eigenen Leben etwas fehlen. Aber wieso fällt es uns so schwer, einfach mal Zeit alleine zu verbringen, und wieso sollten wir trotzdem unbedingt aus unser Komfort-Zone heraus?

Alleinsein ≠ Einsamkeit

Der erste wichtige Schritt, um mit dem Alleinsein besser umzugehen, ist, sich klar zu machen, dass man nicht einsam ist, nur weil man alleine ist. Schließlich wählt man, anders als bei der Einsamkeit, diesen Zustand im Normalfall selber. Einsamkeit hat außerdem weniger damit zu tun, ob man von Menschen umgeben ist oder nicht. In einem Raum voller Menschen ist man zwar nicht alleine, kann sich aber trotzdem einsam fühlen. Einsamkeit ist immer unfreiwillig und auch fast immer unangenehm. Dafür ist sie aber auch gemacht: Um zu zeigen, dass Anschluss gesucht werden muss. Beim Alleinsein sucht man den Zustand, nicht umgeben von anderen zu sein. Einsam ist man dann noch lange nicht. Denn Einsamkeit entsteht daraus, von anderen nicht aufgenommen zu werden. Man ist mit den momentanen Beziehungen zu den Menschen in seinem Leben nicht zufrieden. Beim Alleinsein kann man sehr wohl viele starke Beziehungen im Leben haben und einfach mal ein bisschen Raum für sich selber brauchen. Zeit alleine zu verbringen ist also keine Strafe, sondern, anders als die Einsamkeit, eine Entscheidung. Eine, die wir alle öfter treffen sollten.

Was uns diese Me-Time bringt

Wenn wir uns davor fürchten, alleine zu sein, liegt das meistens besonders daran, dass wir ungern mit unseren Gedanken konfrontiert werden. Ohne äußere Ablenkung ist es leicht, sich an viele angestaute Gefühle und Gedanken zu erinnern. So denken wir über Dinge nach, über die man eigentlich nicht nachdenken wollte. Deswegen greifen wir zum Handy oder rufen unsere gesamte Kontaktliste an, bis jemand Zeit findet und uns vor unserer Gedankenwelt rettet. Aber Alleinsein hat unglaublich viele Vorteile, die uns besonders auf Dauer helfen können, besser mit uns und unseren Gedanken umzugehen.

Innerlich zur Ruhe kommen

Auch wenn wir es vielleicht anfangs gar nicht wollen und es uns sehr schwer fällt, ist es wichtig, Gedanken zu ordnen. Wir würden schließlich nicht, sobald wir alleine sind, über all diese Dinge nachdenken, wenn sie uns nicht mehr beschäftigen würden, als wir das zugeben. Aber eigentlich ist es doch unangenehm sich so sehr vor seinem Kopf zu fürchten. Wenn man lernt alleine zu sein, lernt man damit auch, sich selber mehr zu akzeptieren. Man löst innere Konflikte besser und schneller. Es ist wichtig, sich wohl im eigenen Körper zu fühlen und dazu zählt schließlich auch der Kopf. Mit mehr Zeit alleine kommt mehr innere Sicherheit und man merkt womöglich, dass all diese Gedanken gar nicht so angsteinflößend sind, wie wir zuerst dachten. Die Psychologin Pia Weiherl hat anhand eines Experimentes mit 500 Student*innen außerdem festgestellt, dass diese Me-Time zu sowohl einer besseren physischen als auch psychischen Gesundheit beiträgt.