Plötzlich ein Genie wie Einstein?

Plötzlich Genie! – Das Savant-Syndrom und seine Ursachen

Im Jahr 2002 geriet der US-Amerikaner Jason Padgett in eine Kneipenschlägerei und wachte daraufhin als Mathematik-Genie auf: Das klingt jetzt vielleicht nach derselben Filmlogik, mit der ein Mensch Superkräfte entwickeln kann, wenn er nur von einer radioaktiven Spinne gebissen wird, ist aber Wirklichkeit. In der Medizin ist dieses Phänomen als „Savant-Syndrom“ bekannt.

Der Name stammt vom französischen Wort „Savant“, welches man mit „Wissende“ übersetzen kann. Im deutschsprachigen Raum hat sich jedoch ein anderer Begriff dafür durchgesetzt: Inselbegabung.

Das Savant-Syndrom ist ein Phänomen – keine Krankheit, welches überwiegend bei Menschen mit geistiger Behinderung oder Entwicklungsstörungen auftritt. Etwa die Hälfte aller Inselbegabten lässt sich dem autistischen Spektrum zuordnen. Eines der bekanntesten Beispiele für Personen mit diesem Syndrom ist wohl Raymond Babbitt aus dem Film „Rain Man“, welcher von Kim Peek – einem echten Inselbegabten – inspiriert wurde. Kim Peek konnte sich nur innerhalb von Sekunden ganze Buchseiten merken und schon mit vier Jahren den Inhalt ganzer Lexikonbänder wiedergeben. Begabungen liegen meist in den Bereichen Musik, Kunst, kalendarische Berechnung, Rechnen (beziehungsweise extreme Gedächtnisleistung) sowie mechanische und räumliche Fähigkeiten.

Inselbegabung heißt nicht gleich Supergenie

Eine besondere Betonung liegt hierbei auf „können“, denn nicht alle Inselbegabten fallen durch überragende Fähigkeiten auf: Menschen wie Kim Peek oder Jason Padgett machen weltweit nur rund 100 bekannte Fälle des Savant-Syndroms aus.

Die meisten verfügen nur über ein durchschnittliches Leistungsvermögen in einem bestimmten Teilbereich, während sie in anderen Bereichen weit hinter dem Leistungsvermögen nicht-beeinträchtigter Menschen zurückfallen. Rund 70 Prozent der Inselbegabten weisen einen unterdurchschnittlichen IQ (unter 70) auf, die mit einem IQ über 140 sind in der Minderheit. Viele Menschen mit Savant-Syndrom haben daher große Probleme bei der Bewältigung ihres Alltags – oft sind sie motorisch, geistig und/oder sozial eingeschränkt.

Auch interessant: Männer weisen das Savant-Syndrom vier- bis sechsmal häufiger auf als Frauen, was sich durch eine der folgenden Ursachen erklären ließe.