KoDörfer: Was es damit auf sich hat

Weg von langweiligen Reihenhäusern am Rande der Stadt und hin zu Gemeinsamkeit und moderner Nachhaltigkeit! Das ist das Ziel von KoDörfern. Was es genau damit auf sich hat, erklären wir dir jetzt.

Deutsche Großstädte haben im Jahr 2021 einen deutlichen Bevölkerungsrückgang erlebt: Über 100.000 Einwohner haben die Ballungsräume verlassen. Insbesondere Familien sind von dieser Stadtflucht betroffen, was auf veränderte Wohnpräferenzen, Wohnungsknappheit und hohe Wohnungspreise zurückgeführt werden kann. Für einige Menschen ist die turbulente und laute Großstadt nichts. Für viele andere ist ein Umzug aufs Land keine realistische Option, weil sie Isolation und Ruhe fürchten. In solchen Fällen könnten KoDörfer eine interessante Alternative darstellen, da sie eine ausgewogene Balance zwischen Gemeinschaft und Natur schaffen.

Was ist ein KoDorf?

Da das Konzept noch relativ am Anfang steht, ist die Definition nicht ganz festgelegt. Im Allgemeinen kann man jedoch sagen, dass KoDörfer Gemeinschaften, sind, die auf den Prinzipien der Kooperation und Nachhaltigkeit basieren und eine alternative Lebensform jenseits der traditionellen städtischen Strukturen bieten. Ihr Ziel ist es, Innovation und Lebensqualität aufs Land zu bringen. KoDörfer bestehen beispielsweise aus Ansammlungen von kleinen Häusern, Gemeinschaftsflächen wie Coworking-Spaces, einer großen geteilten Küche, einer Kita, Werkstätten und Aufenthaltsräumen. Hinter der Idee stecken Frederik Fischer und Patric F. C. Meier, zwei Persönlichkeiten, die die Zukunft in der Provinz sehen.

In Deutschland entstehen derzeit zwei KoDörfer: Eins in Wiesenburg (Mark) in Brandenburg und eins in Erndtebrück in Nordrhein-Westfalen. Einen Prototyp vom KoDorf gibt es bereits in Meerleben an der Ostsee, der probe-bewohnt werden kann, um interessierte Menschen mit dem Konzept vertraut zu machen.

Das Beispiel Wiesenburg

Das KoDorf Wiesenburg entsteht auf dem Gelände eines alten Sägewerks in der Nähe von Berlin und umfasst insgesamt 40 Kleinhäuser. Die KoDorf-Gemeinschaft kann aus drei Haustypen wählen, um eine Standardisierung zur Kostenminimierung zu erreichen. Die Baugenossenschaft VielLeben eG baut das KoDorf anstelle von Privatpersonen oder Investoren. Darüber hinaus wird das alte Sägewerk, das etwa 500 Quadratmeter umfasst, als gemeinschaftliche Nutzungsfläche dienen und einen CoWorking-Space sowie Aufenthalts- und Veranstaltungsräume beherbergen.

Bei der Bebauung des KoDorfes werden mehrere Maßnahmen ergriffen, um Nachhaltigkeit zu fördern. Ein Beispiel hierfür ist die Integration des vorhandenen Baumbestands auf dem Gelände in die Planung. Des Weiteren ist geplant, die Dächer der Häuser zu begrünen und anstelle von Zäunen Gärten zu schaffen. Zusätzlich strebt das KoDorf eine eigene Wärme- und Energieversorgung an, die möglicherweise durch den Einsatz von Blockheizkraftwerken, Wärmepumpenheizung und Photovoltaikanlagen (Solaranlagen) realisiert werden könnte.

Die Bewohner*innen sollen Alte und Junge, Familien mit Kindern, Freund*innen und Alleinstehende sein. Daher sollen auch die Kosten so niedrig wie möglich gehalten werden: „Für ein 30-Quadratmeter-Häuschen werden etwa 40.000 Euro fällig. Wer kein nennenswertes Eigenkapital hat, der kann sich die Summe von der KfW finanzieren lassen. Der restliche Anteil von 70 Prozent finanziert sich mit dem Wohngeld, das monatlich an die Genossenschaft zu zahlen ist.“, so Frederik Fischer.  

Ein KoDorf ist sicherlich nicht für jede*n die passende Lebensform, kann aber auch für viele Menschen ein neues Zuhause und eine solidarische Gemeinschaft bieten, die sie sich so sehnlich wünschen.

Mehr Informationen dazu findest du hier.

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Bildquelle: Olga Lioncat via Pexels; CC0-Lizenz