AnnenMayKantereit-Interview

Chrisi von AnnenMayKantereit: „Ich finde Wandas Attitüde nervig“

Wie schwer ist es, mit verletzender Kritik umzugehen, vor allem wenn man nach anfänglichen Jubelströmen plötzlich von allen Seiten aufs Maul bekommt?

Ich muss sagen, dass mich das gar nicht so krass trifft. Die Leute, von denen ich will, dass sie ein richtiges Bild von mir haben, die haben das. Es konzentrieren sich mittlerweile so viele Leute auf uns. Wenn ich da auf jeden Einzelnen eingehe, habe ich kein eigenes Leben mehr.

Du hast vorhin die Verrisse eures Albums angesprochen. Wie sieht es mit Hasskommentaren in sozialen Medien aus? Ziehst du dir die rein?

Mich interessiert natürlich, was die Leute von uns und unserer Musik halten. Und: Es ist ja nicht jede Kritik unbegründet oder unfair. Es ist spannend, mal zu sehen, wie manche Sachen aufgenommen werden. Wir haben zum Beispiel ein Konzert in Köln vom E-Werk ins Palladium verlegt, um mehr Leute reinzubekommen. Dann haben sich auf der einen Seite viele Leute gemeldet, die sich gefreut haben, ein Ticket zu bekommen. Auf der anderen Seite haben sich aber welche beschwert, dass wir mittlerweile so groß geworden sind.

Da sprichst du was Spannendes an: Viele Fans der ersten Stunde sind eingeschnappt, weil ihr mittlerweile massenkompatibel seid. Hast du denen gegenüber ein schlechtes Gewissen?

(lacht) Ich kann schon verstehen, dass es schön ist, einer Band so ganz nah zu sein. Aber das ist halt jetzt unsere Entwicklung und da müssen unsere Fans der ersten Stunde mit umgehen. Wenn jemand sagt: „Okay, dann ist das jetzt nicht mehr meine Band“, wäre das schade, aber da würde ich jetzt nicht sagen, nur für die spielen wir ab sofort wieder vor 300 Leuten.

Ihr galtet lange als Gegenentwurf zum Mainstream und habt Dinge wie Spotify boykottiert. Wie verändert der Plattendeal mit Universal euren Alltag?

Ein Label ermöglicht uns verschiedene Dinge. Wir haben uns zum Beispiel bei total vielen TV-Shows beworben und immer Absagen bekommen. Seit wir bei einem Label sind, klappt das plötzlich. Oder unsere Zirkus-Tour. Wir haben uns vor Jahren überlegt, mit einem eigenen Zirkuszelt herumzureisen. Das ist einfach krass teuer und ließ sich nicht so umsetzen, wie wir es wollten. Jetzt haben wir ein großes Label, das viel mehr Geld hat, als wir und mit denen kann man sowas plötzlich umsetzen.

Gibt es auch Einflussnahme, die nervt?

Wir haben das ganz gut im Griff. Ich glaube, das Gute bei uns war, dass wir mit dem Plattenvertrag so lange gewartet haben. Wir haben jetzt schon ein festes Profil, das so gut geklappt hat, das Universal nicht den Anreiz hatte, groß was zu verändern. Wenn ich höre, dass sich Künstlerinnen beschweren, dass ihr Label ihnen vorschreibt, dass sie ihre Haare nicht blondieren dürfen, muss ich sagen, dass die dann einfach einen beschissenen Vertrag unterschrieben haben.

Also schreibt Dir keiner vor, wie du Deine Frisur zu tragen hast?

(lacht) Nein, wir dürfen machen, was wir wollen.

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Bilder: Fabien J Raclet