Aquarell – Raffinierte Techniken für künstlerisch individuelle Looks

Da sich die Kunst des Aquarells im engeren Sinne seit dem 9. Jahrhundert kontinuierlich entwickelt hat, gibt es heute zahlreiche Techniken, die das Malen mit jenen nicht-deckenden Wasserfarben ermöglichen und mit ihrer Vielfalt diese künstlerische Ausdrucksform auszeichnen.

Das Wissen um die folgenden vier grundlegenden Anwendungen in der Aquarellmalerei und die Anregungen zum Experimentieren ist durchaus ausreichend, um sich vorerst an der beliebten Kunsttechnik zu probieren und mit Freude schnelle Erfolge zu erzielen.

Die vier Grundtechniken der Aquarellmalerei

Nass in Nass (Lavieren)

Diese Technik steht oft am Anfang eines Malprozesses mit Aquarellfarben. Hierbei wird die Farbe nass auf dem bereits mit Farbe oder Wasser angefeuchteten Papier aufgetragen. Das Lavieren (französisch für Verwischen, verwaschen) dient meist dem Malen von Hintergründen oder Ausmalen von Flächen, kann aber auch als Korrektur angewandt werden. Hierbei werden bereits getrocknete Farben durch das Auftupfen von Wasser wieder verflüssigt und können erneut verwischt werden.

Auch eine graduierte Lavur (Farbverlauf) kann erzeugt werden, in dem mit dem nassen Pinsel zunächst verdünnte Farbe aufgetragen wird und an den Rand dieser noch feuchten Farbfläche eine ebenso verdünnte andere Farbe gepinselt wird. Dabei verlaufen die verdünnten Farben auf dem feuchten Untergrund ineinander.

Nass auf Trocken

Das Malen mit nassem Pinsel auf trockener Fläche ist meist der Schritt, der auf das Lavieren folgt. Es können seichte Konturen geschaffen werden, die weniger stark verlaufen, als beim Lavieren.

Jedoch können mit dieser Technik auch tolle Hintergründe, Farbflächen oder Schattierungen entstehen.

So werden beim sogenannten Lasieren mehrere transparente Farbschichten übereinander gelegt. Dazu wird zunächst mit stark verdünnter Farbe eine Fläche auf trockenem Papier gemalt. Sobald diese wiederum getrocknet ist, wird mit etwas weniger verdünnter Farbe eine weitere Fläche etwas versetzt darauf aufgetragen. Das kann so lange wiederholt werden, bis der gewünschte Überlappungseffekt erzielt ist.

Trocken auf Nass

Beim Malen mit trockenem Pinsel auf nassem Papier werden leicht faserigen Linien erzeugt, die sich zu farbstarken Konturen entwickeln können.

Diese Technik wird meist zur Kontrastsetzung in der Aquarellmalerei eingesetzt.

Trocken auf Trocken / „Dry Brush“

Das „Dry Brushing“ beschreibt das Malen mit trockenem Pinsel auf trockener Malfläche. Dabei können eigenwillige Linien entstehen – je nach Pinselart sind scharfe Konturen oder eine kratzige Linie das Ergebnis. Für diese Technik, die der Umrandung oder dem Zeichnen von Details dient, ist ein Borstenpinsel durch seine Stabilität am besten geeignet.

Experimentelle Tipps zum Ausprobieren

Neben der klassischen Pinselnutzung gibt es viele Möglichkeiten, sich experimentell an der Aquarellmalerei auszuprobieren.

So ist das Bestreuen von bemaltem nassen Papier mit Salz ein Weg, individuelle Looks zu erzielen. Nachdem die Farbe um die Salzkörner getrocknet ist, wird das Salz entfernt. Durch die wasserentziehende Wirkung des Salzes bildet sich ein ausdrucksstarkes Muster, welches vielseitig, doch besonders in der Hintergrundgestaltung anwendbar ist.

Auch das Kratzen von Linien in feuchte Farbflächen mit einem Zahnstocher, ist ein beliebtes Mittel, um detaillierte Muster zu erzeugen. Durch das aufgekratzte Papier wird die Farbe besonders an diesen Stellen aufgesaugt und erscheint dunkler.

Ebenso dient der Einsatz von Watte oder Frischhaltefolie dem Entstehen einzigartiger Strukturen. Hierbei wird die Watte oder die zusammengeknüllte Folie auf feuchte Farbe gelegt. Nachdem die Farbe getrocknet ist, wird die Watte/Folie entfernt.

Diese Technik wird erneut häufig zum Kreieren ausdrucksstarker Hintergründe angewandt.

Das Malen mit Aquarellfarben lässt sich weiterhin mit Kohle, Tinte, Arcyl oder Bleistift ergänzen – dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt!

Foto von 祝 鹤槐 von Pexels