Warum es einfältig ist, Meryl Streep für ihre Aussage zu verurteilen
Wenn man gerade denkt, man lebe in einer aufgeklärten und progressiven Gesellschaft, passiert ein Vorfall, wie der auf den Berliner Filmfestspielen. Meryl Streep, die für ihre Arbeit internationale Anerkennung genießt, sitzt in diesem Jahr in der Jury der Berlinale. Neben Schauspielgrößen wie Clive Owen oder Lars Eidinger ist sie als Kopf der Jury dafür verantwortlich, die besten Filme und schauspielerischen Leistungen zu küren. Das wäre von der Öffentlichkeit wahrscheinlich auch so akzeptiert worden, wäre da nicht die Tatsache, dass alle Mitglieder in der Jury weiß sind.
Kritik wird laut, in der Jury sei zu wenig Vielfalt vertreten und es wäre nicht richtig, dass ausschließlich Jurymitglieder mit weißer Hautfarbe über das internationale Filmgeschehen entscheiden. Auch den Verantwortlichen der Oscar-Preisverleihung, der Academy of Motion Picture Arts, wird schon seit einiger Zeit der Vorwurf gemacht, die Auswahl der Oscar-Kandidaten beschränke sich zu sehr auf weiße, männliche Darsteller. Unter dem Hashtag #OscarsSoWhite boykottieren Tausende Twitteruser die Preisverleihung.
Equality is about giving everyone an equal chance not an equal result. #OscarsSoWhite
— Thomaster (@ThomasDehart) February 2, 2016
https://twitter.com/AppBLACKation/status/694621484015177728
https://twitter.com/marclaw69/status/694633045115170817
Es ist richtig, dass in den letzten Jahren tatsächlich fast ausschließlich Darsteller mit weißer Hautfarbe für den Oscar nominiert wurden. Und auch die Tatsache, dass Meryl Streep Kopf einer ausschließlich weißen Jury ist, lässt sich nicht leugnen. Deshalb wird sie auf der Pressekonferenz in Berlin auch mit den Vorwürfen konfrontiert.
Als sie gefragt wird, ob die Jury Filme mit afroamerikanischen Hintergrund überhaupt fachgerecht bewerten kann, kontert die Oscar-Preisträgerin mit einer längeren Antwort, in der sie unter anderem die Worte „There is a core of humanity that travels right through every culture, and after all we’re all from Africa originally. We’re all Berliners, we’re all Africans really“ benutzt. Direkt nach der Pressekonferenz ergießt sich in den Sozialen Netzwerken ein Shitstorm über 66-Jährige. Unter dem Hashtag #MerylSoAfrican macht sich Empörung über ihre Antwort breit.