Escort

Zwischen Hotelbetten, Dates und Vorurteilen: Wie wird man eigentlich Callboy?

Hand auf’s Herz: Was ist das erste Bild, was euch in den Kopf schießt, wenn ihr den Begriff „Callboy“ hört. Ich will ganz ehrlich sein, vor meinem inneren Auge machten sich Bilder wie aus einem zweitklassigen italienischen Mafiafilm breit: Eine schummrige Hotellobby, eine ältere Dame mit raffinierter Hochsteckfrisur, ein aufgesetztes Lächeln und ein junger Mann im maßgeschneiderten Anzug. Dass diese Idee wohl kaum der Realität entsprechen kann, war mir zum Glück auch schon vor dem Interview mit Kevin bewusst. Doch wie wird man eigentlich Escort und wie reagiert das eigene Umfeld auf diese doch relativ ausgefallene Berufswahl?

ZEITjUNG: Fangen wir doch ganz von vorne an: Was ist deine Vorgeschichte? Wie bist du in die Branche gekommen?

Kevin: Das Thema Callboys hat mich schon in meiner Jugend interessiert. Leider war das Internet damals noch nicht so ausgereift und ich war mir nicht sicher, ob die damaligen Angebote auch wirklich das halten, was sie versprechen. Da ich damals noch unsicher war und gerade in eine feste Partnerschaft gekommen bin, habe ich das Thema schnell wieder verworfen. Nach meiner Trennung vor ein paar Jahren, habe ich entschieden mich als Callboy zu bewerben. Und so bin ich dann auch auf dem Callboy-Verzeichnis gelandet. Zuvor hatte ich eine Frau kennengelernt, die bereits Callboys gebucht hatte und mit der ich mich über das Thema austauschen konnte. Sie ermutigte mich, es doch einmal als Ecort zu probieren und meinte, dass sie sich mich gut in dieser Rolle vorstellen könnte. Da dachte ich mir, wenn nicht jetzt wann dann und habe mich einfach als Callboy beworben.

ZEITjUNG: Hat dich der Einstieg in die Branche Überwindung gekostet?

Kevin: Nein zu keinem Zeitpunkt. Ich liebe es Frauen eine schöne und aufregende Zeit zu bereiten, neue Menschen kennenzulernen und mein Leben zu leben, wie ich es für richtig empfinde. Dieser Job ist leider noch nicht in der breiten Gesellschaft angekommen und nicht etabliert genug. Ich hoffe, dass sich das irgendwann ändern wird, daher ist es mir sehr wichtig und ein großes Anliegen offen mit diesem Thema umzugehen, auch um vielleicht irgendwann etwas mehr Akzeptanz diesem Gewerbe gegenüber zu erhalten.   

ZEITjUNG: Nachdem du nun Callboy warst, wie war dein erstes Treffen? Warst du nervös?

Kevin: Ich war bei meinem ersten Treffen glücklicherweise nicht nervös, es kommt natürlich jedes Mal bei einem Date eine gewisse Spannung auf, wenn ich eine unbekannte Frau treffe. Da ich privat schon sehr viele Erfahrungen sammeln konnte, bin ich auch von Anfang an sehr souverän und selbstbewusst zu meinem ersten Callboy Date gefahren.

ZEITjUNG: Findest du die Bezeichnung Callboy überhaupt passend?

Kevin: Die Bezeichnung Callboy hat sich mit den Jahren etabliert. Es gibt natürlich mehrere Begriffe. Ich finde “Escort für Frauen” oder “Callboy” von allen am treffendsten.