Wann kommt die Pille für den Mann?

Die Pille für den Mann: Wo bleibt sie?

Obwohl seit Jahren daran geforscht wird, gibt es bis heute keine hormonelle Verhütung für den Mann. Aber woran liegt das?

Ein Grund dafür ist die Skepsis vieler Männer. Sie befürchten, dass die Pille in den Hormonhaushalt eingreifen könnte und so wiederum die Potenz beeinflussen würde. Hinzu kommt ein geringes finanzielles Interesse der Pharmaindustrie. Sie befürchtet, dass die Bereitschaft der Männer nicht groß genug sein wird. Denn wieso für ein hormonelles Verhütungsmittel mehr Geld als für Kondome ausgeben und zusätzliche Nebenwirkungen ertragen?

Männer und Frauen haben außerdem eine sehr unterschiedliche Biologie. Während bei der Frau einmal im Monat der Eisprung verhindert werden muss, muss beim Mann die Spermienbildung kontinuierlich unterdrückt werden. Und das sind bis zu 100 Millionen – pro Tag.

Vielversprechende Studie der WHO

Doch die Verhütung für den Mann ist trotzdem möglich: Das zeigte eine internationale Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Männer nahmen eine Kombination aus Testosteronspritzen und dem Hormon Gestagen zu sich. Sie bekamen das Verhütungsmittel per Spritze verabreicht. Die Spermienanzahl sank bei allen Probanden: Es funktionierte. 2011 brach die WHO die Studie jedoch ab. Knapp zehn Prozent der Männer klagten über Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Libido-Verlust oder Niedergeschlagenheit.

Für viele Frauen ist die Pille – trotz Risiken und Nebenwirkungen – das Verhütungsmittel der Wahl. Wie kann das sein? Grund dafür: Die Zulassungskriterien für Medikamente sind heute sehr viel strenger als in den 1960er Jahren, als die Pille für die Frau auf den Markt kam. Nach heutigem Standard hätte die Antibabypille von damals wohl keine Zulassung bekommen.

„Verhütung muss revolutioniert werden“, fordern viele Frauen. Darunter auch die Studentinnen Rita Maglio und Jana Pfenning, Gründerinnen der Kampagne „Better Birth Control“. Auf change.org haben die beiden jungen Frauen eine Petition ins Leben gerufen. Ein wichtiger Schritt für mehr Aufklärung. „Vollkommene Gleichberechtigung in der Verhütung wäre, wenn es sowohl für Männer als auch für Frauen eine vielfältige Palette an Verhütungsmethoden auf dem Markt gäbe, die wenige Nebenwirkungen haben“, sagt Pfenning.

Nach solchen Alternativen suchen Wissenschaftler*innen auf der ganzen Welt. Zwei Beispiele:

Alternative 1: Heilpflanze

Die Heilpflanze Justicia gendarussa hat eine empfängnisverhütende Wirkung. Einheimische aus Indonesien nutzen diese Pflanze schon lange für diese Zwecke. Die Inhaltsstoffe verhindern, dass Spermien in die Eizelle eindringen. Bisher gibt es allerdings nur kleine Studien aus Indonesien. Für eine Zulassung braucht es weitere klinische Untersuchungen.

Alternative 2: Verhütungsgel

Ein Verhütungsgel enthält Hormone, die verhindern, dass sich Spermien in den Hoden bilden. Die Probanden rieben sich das Gel täglich auf Brust und Schultern. Nach wenigen Monaten war die Zahl der Spermien so gering, dass die Männer praktisch unfruchtbar waren. 2018 startete eine internationale Studie zu dem Verhütungsgel. Sie läuft noch.

Ob die Pille für den Mann auf den Markt kommt, bleibt also unklar. Ist die Studie erfolgreich, wird erst noch eine weitere mit mehr Teilnehmern folgen, bevor das Medikament zugelassen werden kann. Falls die Pille kommt, wird es noch einige Jahre dauern.

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Bildquelle: Karolina Grabowska auf Pexels; CC0-Lizenz