Person, Die Foo-Hundekostüm trägt

Yellowfacing beim „Chinesenfasching“? Kritik wegen Rassismus auf TikTok

Ein TikTok-Video übt harsche Kritik am „Chinesenfasching“ und findet sowohl Anklang als auch Ablehnung: Gefeiert wird das außergewöhnliche Fest, welchem Yellowfacing und Rassismus vorgeworfen werden, traditionell in Dietfurt an der Altmühl.

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte des Autors.

Für die Dietfurter*innen ist das Fest mit einer uralten Tradition verbunden. Dietfurts Spitzname „Bayrisch China“ soll bis ins Mittelalter zurückreichen. Erste chinesische Elemente sollen bereits im Jahr 1928 ihren Weg in das Dietfurter Faschingsfest gefunden haben.

Doch woher kommt dieser Spitzname? Einst soll der Fürstbischof von Eichstätt seinen Kämmerer nach Dietfurt entsandt haben, weil die Stadt zu wenig Abgaben leistete. Die Bewohner*innen Dietfurts, denen der Hintergrund dieses Besuchs bekannt war, verschlossen die Tore und verweigerten dem Kämmerer den Zutritt zur Stadt. Bei seiner Rückkehr soll der Kämmerer gesagt haben, dass ihm die Dietfurter*innen, die hinter ihrer Mauer verschanzt waren, wie Chines*innen vorgekommen seien (wohl als Anspielung auf die Chinesische Mauer).

Kontroverse

Nun, da bald wieder Faschingszeit ist und damit auch der Chinesenfasching ansteht, mehrt sich wieder die Kritik an diesem Brauch. Besonders ein Video des TikTok-Kanals „willkommen_zuhause“ ist dabei viral gegangen. In einem 50 Sekunden langen TikTok wird dem Chinesenfasching Rassismus vorgeworfen: Denn nicht nur „Yellowfacing“ sorge für die Verbreitung rassistisch geprägter Stereotype. Falsche chinesische Akzente und Kostüme, die Teil des Festes sind, würden ebenfalls ein Bild von China und der Lebensrealität „ostasiatisch gelesener Menschen“ präsentieren, das nicht die Realität widerspiegelt. Währenddessen sehen sich eben jene ostasiatisch gelesene Menschen noch immer rassistischer Gewalt ausgesetzt.

Unsere Lebensrealität und Hautfarbe ist kein Kostüm, das wir beliebig ablegen können.

Die Stadt Dietfurt wehrt sich gegen diese Vorwürfe: Beim Chinesenfasching gehe es nicht nur um die Kostümierung, es finde auch echter kultureller Austausch statt. Dietfurts Bürgermeister Bernhard Mayr sagte gegenüber nordbayern.de, dass das von „willkommen_zuhause“ kritisierte Yellowfacing – also das Schminken mit gelber Farbe, um „chinesisch“ auszusehen – dort schon lange nicht mehr vorkomme. Zudem seien regelmäßig auch Vertreter*innen des Konfuzius-Instituts, des Generalkonsulats sowie Gäste aus Fernost da, die das Fest ebenfalls genießen würden.

Schaut man sich einmal auf der Webseite der Stadt Dietfurt um, fällt die Verbindung zu China sofort auf: Der Spitzname „Bayrisch China“ ist prominent auf der Webseite platziert. Folgt man dem Link, führt er zu einem umfassenden Programm für den „Bayrisch-Chinesischen Sommer“ mit Taiji-Kursen, Qigong-Symposien und Meditationsangeboten. Die Stadt organisiert zudem China-Reisen für Jugendliche und mit Nanjing hat man auch eine wichtige Partnerstadt im Land der Mitte.

Meinung: Ist es nun problematisch oder nicht?

Die Antwort auf die Frage, inwiefern das Fest nun Stereotype oder im Gegenteil den kulturellen Austausch fördert, hängt natürlich auch von der eigenen Einstellung ab. Das Fest bietet nämlich sowohl das Potenzial, Klischees zu fördern, als auch mit ihnen zu brechen. Auffällig sind etwa die Fantasienamen der seit 1954 jährlich gewählten „Kaiser“: „DaKaRe“ und „DiMucki“ sind nicht einmal im Ansatz echte chinesische Namen, wie jede*r Muttersprachler*in bestätigen kann. Es sind aber Namen, von denen die meisten Deutschen, die nichts mit China am Hut haben, annehmen würden, dass sie chinesisch klingen. Auf der anderen Seite leistet Dietfurt mehr für den kulturellen Austausch als so manch andere Stadt.

Chinesenfasching ist also nicht in allen Aspekten so problematisch, wie die Rassismus-Kritik auf TikTok und anderen Plattformen vermuten lässt. Dennoch sind fürs Jahr 2023 einige Upgrades erforderlich: Es braucht eine stärkere Einbindung von Menschen aus China in den Faschingszug. Auch die Planung sollte insofern verbessert werden, als dass der kulturelle Aspekt weiter in den Vordergrund rückt – damit es eben nicht nur „tausende weiße Menschen“ sind, „die sich als chinesische Menschen ausgeben“.

Denn mit einer Aussage hat die Sprecherin im Video – egal, ob man selbst nun für oder gegen den Chinesenfasching argumentiert – vollkommen Recht: Antiasiatischer Rassismus ist ein allzu oft unterschätztes Problem, welches durch die Corona-Pandemie nur noch größer geworden ist.

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Bildquelle: Foto von Vlad Vasnetsov via Pexels