Demisexuell: Was steckt hinter der sexuellen Orientierung?
Wild mit einem völlig Fremden im Club knutschen, auf einer Dating-App nach links und rechts wischen oder für einen als „heiß“ deklarierten Promi schwärmen: Keine dieser Verhaltensweisen kommt für Menschen infrage, die demisexuell sind. Wir verraten euch, was hinter der sexuellen Neigung steckt.
Viele von uns sind unzufrieden mit dem sogenannten „unverbindlichen Sex“ – einem ziemlich vagen Konzept, das für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge bedeuten kann. Geschlechtsverkehr zu haben bevor wir eine emotionale Bindung zu einer Person aufbauen, mag ziemlich üblich und weitestgehend enttabuisiert sein – Sex ohne eine gewisse emotionale Intimität ist jedoch nicht jedermanns Sache.
Bin ich also demisexuell, weil unverbindlicher Sex nicht mein Ding ist? Vielleicht! Aber nicht unbedingt.
Demisexualität: Was ist das?
Auch wenn Demisexualität zu den sexuellen Orientierungen gehört, über die weniger gesprochen wird, gibt es den Begriff schon seit über einem Jahrzehnt. Der Begriff Demisexualität tauchte erstmals 2006 im Forum des Asexuality Visibility and Education Network (AVEN) auf. Obwohl Demisexualität häufig mit einer geringen Libido verwechselt wird, handelt es sich tatsächlich um eine völlig andere Orientierung, die für sich selbst steht.
Man könnte nämlich meinen, dass Demisexualität jede*n beschreibt, der*die nicht auf Gelegenheitssex oder One-Night-Stands steht, aber es ist viel komplexer als das. Tatsächlich fällt Demisexualität in das Spektrum der Asexualität. Für diesen Graubereich gibt es auch noch andere Bezeichnungen: gray-A, grau-asexuell, semisexuell oder auch nur Asexualität.
Demisexuellen Menschen geht es in erster Linie darum, eine starke emotionale Bindung zu jemandem zu haben, und nicht darum, aufgrund einer körperlichen Anziehung eine emotionale Bindung einzugehen. Während nicht-demisexuelle Menschen für Fremde oder sogar für Prominente schwärmen können, können Demisexuelle ohne eine starke Bindung erst gar nicht zur körperlichen Anziehung gelangen.
Mit anderen Worten: Erst wenn ein*e Demisexuelle*r eine Art von Beziehung zu jemandem aufgebaut hat, kann er*sie sich sexuell zu der Person hingezogen fühlen. Die Art der Bindung ist subjektiv: Sie kann romantisch sein und auf Liebe basieren, aber auch auf Sicherheit oder dem Gefühl, mit dieser Person auf einer intellektuellen oder spirituellen Ebene verbunden zu sein.