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Der Dunning-Kruger-Effekt: Wenn Ignoranz zur Volkskrankheit wird

Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt eine kognitive Verzerrung der Betroffenen. Sie überschätzen ihre eigenen Kompetenzen und ihren Intellekt. Der Effekt kann dazu genutzt werden, gezielt Fehlinformationen zu verbreiten. Durch das Feedback anderer sowie durch eigene Kritikfähigkeit kann der Effekt vermieden werden.

Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?

„Ignoranz zeugt häufiger Selbstvertrauen, als es Wissen tut.“ (Orig. “Ignorance more frequently begets confidence than does knowledge.”) – Mit diesem Satz hat Charles Darwin zu seiner Zeit unwissend einen Effekt beschrieben, welcher erst im Jahre 1999 genauer erforscht und benannt wurde. Der Dunning-Kruger-Effekt wurde nach den Sozialpsychologen David Dunning und Justin Kruger benannt und geht auf eine Publikation der beiden zurück. In vorherigen Studien hatten die Forscher bemerkt, dass Unwissenheit, zum Beispiel beim Autofahren oder beim Erfassen von Texten, zu mehr Selbstsicherheit führt als Wissen.

Nach weiteren Experimenten im Jahr 1999 kamen sie dann zu dem Resultat, dass weniger kompetente Menschen eher dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. Während dieser Experimente wurden Student*innen dazu aufgefordert, ihre eigenen Fähigkeiten in der Grammatik und im logischen Denken einzuschätzen. Diejenigen, die ihre Fähigkeiten als sehr gut einschätzten, erzielten überwiegend schlechte Ergebnisse. Proband*innen, welche sich zuvor schlecht eingeschätzt hatten, konnten hingegen gute bis sehr gute Ergebnisse vorweisen.

Der Effekt beschreibt also eine kognitive Verzerrung der Betroffenen. Es kommt zu einer Blindheit für die eigene (In)Kompetenz. Inkompetenz und Ignoranz gehen hierbei Hand in Hand.  Der Dunning-Kruger-Effekt tritt zudem in allen Gebieten der Wissenschaft, der Berufswelt und des zwischenmenschlichen Miteinanders auf. Ein großes Dilemma ist hierbei, dass die Betroffenen sich nicht darüber bewusst sind, dass sie sich selbst überschätzen.

Der Effekt kann allerdings auch dazu führen, dass man seine eigenen Talente nicht erkennt. Ein Mensch der sehr gut auf einem Gebiet ist (beispielsweise beim Erlernen neuer Sprachen) geht davon aus, dass alle anderen um ihn herum auf diesem Gebiet ebenfalls gut sind.

Der Dunning-Kruger-Effekt: Warum tritt er auf?

Die Gründe für das Auftreten des Effekts sind komplex. Um Kompetenzen zu entwickeln, benötigen Menschen gewisse Fähigkeiten. Wenn ihnen diese Fähigkeiten fehlen, besitzen sie nicht die Möglichkeit dazu, ihre eigene Kompetenz richtig einzuschätzen. Andersrum können sie auch ihr Unwissen nicht einschätzen. Das Wissen ihrer Mitmenschen sehen sie als geringer an als ihr eigenes Wissen. Da sie sich in ihrem Intellekt sicher fühlen, lehnen sie oft jegliches Feedback von anderen ab. Sie beharren auf ihrem Standpunkt und es kann somit keine Verbesserung stattfinden. Zudem werden die Betroffenen oftmals von ihrem sozialen Umfeld gestärkt, was ihre Wahrnehmung zusätzlich beeinflusst. Umgekehrt kann es aber auch zu Frustrationen seitens der Familie oder Freund*innen kommen.