Dick, dicker, Deutschland: Wie die Politik in Sachen gesunde Ernährung versagt

2021 sind etwa 108.000 Menschen an und mit Corona verstorben. Doch allein an den weitreichenden Folgen von Übergewicht sterben in Deutschland jährlich circa 160.000 Menschen. Todeszahlen, die hätten verhindert werden können. Doch, obwohl uns mehr Möglichkeiten denn je zur Verfügung stehen, um ein gesundes Leben zu führen, werden die Deutschen immer dicker und dicker.

Das hat verheerende Folgen

Übergewicht sollte nicht beschönigt werden, sondern ist ein ernstzunehmendes Problem. Die Symptome kommen schleichend, der Tod verfrüht. Die Liste, der Begleiterscheinungen ist lang: Diabetes, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, bis hin zum Herzinfarkt, Krebs, Asthma, Schlafstörungen, psychische Folgen wie etwa Depressionen, Gelenk -und Rückenschmerzen, Parkinson und Alzheimer. Der Kreis schließt sich, wenn man bedenkt, dass vor allem Übergewichtige von schweren Corona-Verläufen betroffen sind. Die Gefahren sind bekannt und dennoch ernährt sich mehr als die Hälfte der Deutschen wider besseren Wissens einseitig und ungesund. So haben etwa zwei Drittel der Männer und die Hälfte aller Frauen deutlich zu viel auf den Rippen.

Die Politik scheitert kläglich

Anstatt jedoch die Quelle allen Übels zu bekämpfen, wird ein Pflaster auf einen offenen Bruch geklebt, in der Hoffnung, dass dies genügt. Es fehlt an Aufklärung und echten Alternativen. Stattdessen täuschen Lebensmittelkonzerne die Verbraucher*innen mit süßen Versprechungen und schlechten Nährwerten. Zu viel Zucker, zu viel Fett, zu viel alles. Und die Politik? Die hinkt hinterher und sitzt in einer Zwickmühle zwischen Lobbyismus und Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Die vorherige Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Julia Klöckner setzte sich in Sachen Ernährung lieber für eine „freiwillige Selbstverpflichtung“ der Konsument*innnen ein als einen konkreten Fahrplan für die Konzerne auszuarbeiten. Selbstverpflichtung statt Ernährungsampel. In einem Werbevideo etwa, würdigte Klöckner die Bemühungen des in der Kritik stehenden Lebensmittelkonzerns Néstle. Schleichwerbung inklusive. Als die Kritik lauter wurde und auch immer mehr Marktfoscher*innen nach einer Lebensmittelampel verlangten, ließ sich Klöckner schließlich für eine freiwillige Kennzeichnung erweichen.