Es ist wichtig, dass alle Personen in der Sprache berücksichtigt werden

Gender-Pronomen: „Ich konnte das einfach fühlen“

Wenig ist so mächtig wie die Sprache: Denn Sprache wirkt sich auf die ganze Gesellschaft aus. Sie festigt Rollen, verändert Strukturen und schafft Bilder in unseren Köpfen. Deswegen ist es auch so wichtig, die Sprache anzupassen. Ein wichtiger Punkt dabei sind die Gender-Pronomen.

In Kims Instagram-Bio stehen die Pronomen she / they. Daneben die bunte Regenbogenflagge. Denn für die 23 jährige Studentin sind beide Pronomen okay. „Ich habe mich selbst nie so ganz als Person mit einer Gender Identity gesehen“, erzählt sie. „Es ist völlig fein für mich, wenn mich jemand mit sie anspricht. Genauso they.“ Wichtig ist Kim aber vor allem, dass sie nicht nur ein „Mädchen“ oder eine „Frau“ ist. Sie ist in erster Linie einfach nur Kim. Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle.

Gender, Cis, Binär – Was bedeuten die ganzen Begriffe überhaupt?

Die Genderidentität meint, mit welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern sich ein Mensch identifiziert. Das hat nichts mit Körperteilen oder bestimmten Verhaltensweisen zu tun. Zu unterscheiden davon ist das biologische Geschlecht. Cisgender bezeichnet Personen, bei denen Genderidentität und biologisches Geschlecht übereinstimmen. Fühlt sich eine Person keinem Geschlecht zugehörig, ist sie nicht-binär. Möchte man über eine nicht-binäre Person sprechen, ohne sie einem Geschlecht zuzuordnen, benutzt man also die Pronomen them / they.

Ihre Pronomen hat Kim vor einigen Monaten herausgefunden. „Ich war ganz viel auf Gay-TikTok“, erzählt sie. „Da hab ich richtig viel mitbekommen und mich ausgetauscht.“ Irgendwann ist Kim dann einer WhatsApp Gruppe beigetreten. „Ich konnte das einfach fühlen, was die Leute da über ihre Pronomen gesagt haben.“ Kims Freund*innen geben sich Mühe, die Pronomen zu berücksichtigen. „Manchmal ist es aber schwer zu erklären“, sagt Kim.

Das hängt vor allem mit dem deutschen Sprachgebrauch zusammen. Anders als im Englischen werden Geschlechtsidentität (Gender) und biologisches Geschlecht (Sex) sprachlich nicht hinreichend unterschieden. Das stiftet Verwirrung. Auch das englische they hat keine eindeutige deutsche Entsprechung. Mittlerweile wurden für die deutsche Sprache geschlechtsneutrale Pronomen entwickelt: xier, xie, nin, sier, sif, es, per oder dey. Eine andere Möglichkeit ist es, die Person einfach immer beim Vornamen zu nennen – ganz ohne Pronomen.

„Negative Erfahrungen habe ich bisher gar nicht gemacht“, sagt Kim. „Aber ich biete auch nicht so viel Angriffsfläche, da das Pronomen sie okay für mich ist.“ Bei nicht-binären Menschen hingegen sieht das oft ganz anders aus. Sie sind Opfer von Unverständnis, Diskriminierung und Gewalt.

Aus diesem Grund verwenden auch viele binäre Personen in ihren Profilen die Pronomen she / her oder his / him. So kann die Verwendung der Pronomen normalisiert werden. Jeder von uns kann so dazu beitragen, dass nicht-traditionelle Geschlechter mehr Akzeptanz in der Gesellschaft finden.

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Bildquelle:  Laker auf Pexels; CC0-Lizenz