Warum sind wir TikTok-süchtig?
Ich scrolle gerade durch meine For You Page auf TikTok als ich bemerke, dass es draußen schon dunkel ist. Ich blicke auf die Uhr – und schrecke hoch. Hab ich gerade etwa zwei Stunden an meinem Handy gehangen und mir sinnlose Videos reingezogen? Vielen kommt diese Situation (leider) nur allzu bekannt vor. Obwohl wir alle von uns behaupten, unseren Konsum im Griff zu haben, halten wir unsere Bildschirmzeit stark unter Verschluss. Warum? Weil wir nicht zugeben wollen, dass wir längst süchtig nach Instagram-Reels, lustigen TikTok-Trends und dem alltäglichen Leben von anderen Menschen sind. Aber sind wir wirklich selbst schuld an unserer Abhängigkeit? Und warum fühlt sich die Flucht aus der Realität so gut an?
Aber was ist überhaupt eine Sucht? Die Abhängigkeit von etwas zeichnet sich dadurch aus, dass man mit dem Konsum nicht aufhören kann. Der Drang nach einem positiven Gefühl, was durch den Suchtgegenstand entsteht, ist so groß, dass man oftmals immer mehr konsumieren muss, um einen gleichbleibenden positiven Effekt zu erzielen. Darüber hinaus wird die Sucht oft als Katalysator für psychische Probleme und Belastungen genutzt. Dass sich das Suchtverhalten selber negativ auf dein eigenes Leben auswirkt und beispielsweise Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten auslösen kann, wird dabei erfolgreich verdrängt. Oft wird eine Sucht mit Rauschmitteln wie Zigaretten, Marihuana und anderen Drogen in Verbindung gebracht. Schlussendlich können wir jedoch von allem abhängig werden, was uns für kurze Zeit ein berauschendes Glücksgefühl beschert.
Der toxische TikTok-Algorithmus
Insbesondere junge Menschen nutzen bevorzugt Apps wie Instagram und TikTok. Gerade diese Gruppe von Nutzer*innen kann schnell der Reizüberflutung, der Sucht nach Likes und Anerkennung und einem verschrobenen Selbstbild zum Opfer fallen. Dabei schafft es keine Plattform, seine Nutzer*innen so stark in den Bann zu ziehen wie TikTok und keine andere Plattform hat so viele aktive User und Userinnen. Aber woran liegt das? Die Strategie der Plattform ist es, den Nutzer*innen erst Inhalte vorzuschlagen, die diesen möglicherweise und später dann mit absoluter Sicherheit gefallen. Das ist das Herz der App und eben auch der Schlüssel für den wahnsinnigen Erfolg. Der Algorithmus spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Dieser unterscheidet sich von anderen Social-Media-Plattformen, bei denen du selbst entscheiden kannst, welchen Content du dir anschaust. Der Fokus liegt auf den Seiten oder Profilen von Menschen und Themen, die du gezielt ausgewählt hast. Die Kontrolle über die Inhalte ist also gewissermaßen noch gegeben. Anders verhält sich der toxische TikTok-Algorithmus, der dich mit Content-Vorschlägen von anderen Nutzer*innen versorgt. Du bekommst also 15-180 Sekunden-Videos von Menschen präsentiert, die du wahrscheinlich noch nie wahrgenommen hast. Hierbei versteckt sich schon ein Teil des Suchtpotenzials: Du weißt nie, was du zu sehen bekommst. Dabei sind die Inhalte vor allem kurz, aufregend, neuartig und perfekt auf dich abgestimmt, was sie abwechslungsreich und interessant macht.