Digitale Trends – 
Lahmer Klick oder heiße Bytes?

Die schleichende Revolution

 

Nicht jede Revolution ist ein Paukenschlag, der weithin nachhallt. Viele wichtige Veränderungen passieren eher im Stillen und sind bald schon der Standard, bevor wir ihren revolutionären Charakter überhaupt wahrgenommen haben. Früher galt es als Science-Fiction, mit irgendwelchen Geräten per Sprache kommunizieren zu können. Das war was für die Figuren in Star Trek oder David Hasselhoff – dessen Auto zudem in den meisten Fällen das Hirn dieser Partnerschaft zu sein schien und entsprechend vernünftige Gesprächsbeiträge lieferte.

Heute ist es für viele normal (oder zumindest will uns die Werbung das gerne weismachen), Alexa als Dienstmädchen für so ziemlich alles zu nutzen, Siri mit mehr oder weniger sinnvollen Fragen zu belästigen oder gleich mit Google ins Gespräch zu kommen. Ist das schon die Zukunft? Oder geht es dahinter noch weiter? Und falls die Antwort ja lautet – wie denn bitteschön?

 

Das Phänomen Sprachsteuerung oder: Alexa, wie wird das Wetter heute?

 

Was waren das für finstere Zeiten, als wir alle noch ohne digitale Assistenten auskommen mussten. Als wir uns die Dinge des alltäglichen Gebrauchs, die eigentlich mal wieder eingekauft werden sollten, noch selber merken und/oder auf handgeschriebenen Notizzetteln festhalten mussten, nur um letztere zu Hause liegen zu lassen und überhaupt das meiste schon auf dem Weg wieder zu vergessen. Als wir noch mühselig unser E-Mail-Programm mit mehreren Klicks öffnen mussten, um unsere Korrespondenz zu überprüfen. Oder als wir noch unsere Mitmenschen fragen mussten, wenn wir mal Hilfe brauchten.

Glücklicherweise ist das ja seit einiger Zeit vorbei und die Schlange digitaler Assistenten wird immer länger. Amazons Alexa, Apples Siri, Microsofts Cortana und der – irgendwie namenlose – Google Assistant, die Global Player bringen ihre Helferlein in Stellung, um den Marktanschluss nicht zu verlieren. Dass Konkurrenz auch in dieser Hinsicht das Geschäft belebt, zeigt sich an den Kooperationen, die die Unternehmen eingehen.

 

Mehr Sprachassistenten braucht das Land

 

Während Google nach wie vor davon profitiert, seinen Sprachassistenten auf diversen Android-Smartphones unterbringen zu können, hat Amazon einen Deal mit Lenovo abgeschlossen und liefert Alexa jetzt auch für Motorola-Telefone. Bis die freundliche Helferin allerdings tatsächlich von Anfang an in die Moto-Smartphones integriert wird, dauert es wohl noch eine Weile. Bis dahin werden wahrscheinlich auch Samsung und HTC mit eigenen Assistenten für die Sprachsteuerung nachgelegt haben.

Das klingt nach Sprachverwirrung biblischen Ausmaßes und es stellt sich tatsächlich die Frage, ob die Sorge um die eigene Marktposition immer die beste Ratgeberin ist, wenn es um den Vertrieb wirklich ausgereifter Produkte geht.

Ein Beispiel: Microsoft und Amazon haben sich über einen Zusammenschluss ihrer beiden Voice-Assistenten geeinigt. Das liegt natürlich vor allem daran, dass man der direkten Konkurrenz Google und Apple vor allem in Hinblick auf die Verbreitung von deren Assistenten auf mobilen Geräten kaum noch beikommen kann. Andererseits können Cortana und Alexa jeweils Dinge, welche die andere nicht beherrscht und so ergänzen sich die beiden.

 

Sie lernen ja noch…

 

Für uns Nutzer ein Zugewinn an Funktionsmöglichkeiten, allerdings bedeuten mehr Mitspieler auch die Notwendigkeit von mehr Kommunikation. Denn noch ist unklar, wie genau die beiden Hilfen integriert werden sollen und bislang klappt das nur über Umwege: Ihr müsst zum Beispiel erst Cortana darum bitten, Alexa zu aktivieren, bevor ihr mit dieser weiterarbeiten könnt. Da kann man nur hoffen, dass die Kooperation am Ende etwas geschmeidiger abläuft.

 

Fluch oder Segen? Das Leben mit Sprachassistenten

Erschwerend kommt hinzu, dass beispielsweise Alexa, je nach Blickwinkel, entweder zu gut oder zu schlecht zuhört. Wenn die freundliche Hilfe von Amazon auch auf „Alexander“, „Amazonas“ oder gelegentlich auf „Komm, Peter“ (was im schlimmsten Fall auch noch der Beweis für eine Vorliebe für schlechte Wortspiele wäre) reagiert, klingt das im ersten Moment vielleicht ganz witzig, die Verbraucherschützer sind wegen der Probleme mit den digitalen Ohren allerdings gewarnt: Denn Amazon nutzt die aufgezeichneten Daten – also, was immer wir Alexa so anvertrauen – durchaus für eigene Zwecke.

Etwa, um die angebotenen Dienste zu verbessern. Das mag bei konkreten Bestellungen oder Musikvorlieben irgendwie noch nachvollziehbar sein, aber wer will denn schon, dass Amazon auch dann zuhören kann, wenn es gar nicht zuhören sollte?

 

Real-Time Translation und das Ende aller Sprachbarrieren

 

Zuhören ist auch an anderer Stelle wichtig. Wenn es nämlich um die Möglichkeiten geht, die Grenzen der eigenen Sprachkenntnisse zu durchbrechen. Was angesichts einer globalisierten Welt, in der jeder prinzipiell an jeden Ort reisen kann (und unter Umständen sogar muss), ein sicher nicht unerhebliches Problem ist. Schließlich sind nicht alle Länder so zuvorkommend, euch in eurer Muttersprache oder wenigstens in Englisch willkommen zu heißen.

Da können selbst Durchsagen an Flughäfen und Bahnhöfen zum Problem werden, von alltäglichen Besorgungen ganz zu schweigen. Gut, selbst in Bayern kann es in einem Spießrutenlauf enden, in der Bäckerei ein paar Brötchen zu bekommen. Und die schlechte Nachricht ist: Hierfür gibt es bislang auch noch keine Lösung.

 

Der kleine Mann im Ohr

 

Vollkommen anders sieht es im Bereich der Real-Time Translation aus. Dafür musstet ihr früher noch einen – nach Möglichkeit fähigen – Simultanübersetzer engagieren, aber das ist aus verschiedenen Gründen natürlich nicht sehr praktisch. Allerdings hatten die bisherigen technischen Lösungsansätze den Nachteil, die Simultanität eben nicht leisten zu können. Das behindert nicht nur den Fluss einer Unterhaltung, sondern ist – siehe das Beispiel mit den Flughafendurchsagen – unter Umständen ein ganz kritischer Faktor.

Antworten auf diese Probleme kommen mittlerweile von verschiedenen Seiten, den Startschuss für die Real-Time Translation für unterwegs hat aber Google gegeben. Einige von euch werden jetzt vermutlich erst einmal mit einem kalten Schauder zu tun haben, immerhin liefert der Google-Übersetzer hin und wieder Ergebnisse von, sagen wir einmal, fragwürdiger grammatikalischer Qualität. Andererseits ist der Leistungsbereich der Google-Kopfhörer „Pixel Buds“ in der Form, wie sie im vergangenen Jahr erstmals präsentiert wurden, vorläufig konkurrenzlos. Übersetzungen von 40 Sprachen und das in Echtzeit, nur mit Hilfe zweier kleiner Knöpfe im Ohr, das ist beachtlich. Vorausgesetzt, es funktioniert. Denn auch hier schläft die Konkurrenz nicht.

 

Schöne neue, digitale Bilderwelt

 

Es gab einmal eine Zeit, da galt das korrekte perspektivische Malen als der heißeste Scheiß der Bildgestaltung. Am besten noch in Kombination einer möglichst realistischen Darstellungsweise, die dem menschlichen Auge die Illusion der Wirklichkeit vorgaukeln konnte. Ewigkeiten danach reichten dann schon ein paar bunte Pixel aus, um das 8-Bit-Zeitalter zu einer der größten Epochen visueller Gestaltung zu erheben. Bis es halt vom Mega-Hype zum Retro-Trend wurde.

Inzwischen genügt uns die präzise Abbildung der Realität nicht mehr und neben Virtual Reality können wir uns an den Vorzügen der Augmented Reality erfreuen. Dazu hat das digitale Zeitalter einmal mehr unser Sehen verändert, so wie einst das Fernsehen: Wir sind permanent neuen visuellen Eindrücken ausgesetzt und wer uns überhaupt noch erreichen und aus dem bunten Chaos herausstechen will, muss zwangsläufig andere Wege gehen.

 

Digitale Bildsprache

 

Die Bildagentur Getty Images bietet hierzu alljährlich eine Hilfestellung in Form des Visual Trend Reports. Der fasst, ganz verkürzt ausgedrückt, die großen Themen aus Befragungen und vor allem den vielen jährlichen Downloads – die immerhin bei rund 400 Millionen liegen – zu einer Trendprognose für das neue Jahr zusammen. Natürlich werden wesentlich mehr Faktoren bei der Analyse berücksichtigt, aber für das ganz grobe Verständnis der Vorgehensweise reicht das aus.

Die herausgefilterten Trends beeinflussen ungeachtet dessen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Ansprache von Verbrauchern, weil sie eben in direktem Zusammenhang mit den Themen stehen, die die Zielgruppen offenbar bewegen. 2018 stehen daher im Fokus:

Masculinity Undone. Gleiches Recht für alle, denn während stereotype Frauenbilder in der Werbung und den Medien schon über mehrere Jahre ein Thema waren, galt das bislang nicht in gleicher Weise für Männer. Logische Konsequenz – das veraltete Männerbild wird 2018 über Bord geworfen und stattdessen mit der ganzen Bandbreite männlicher Emotionen, Verletzlichkeit und Komplexität bereichert.

Second Renaissance. Die Künstler der Renaissance bemühten sich dereinst darum, die Ideale der Antike wiederaufleben zu lassen. Ganz soweit geht die neuerliche Renaissance zwar nicht, aber sie ist – gerade angesichts der Tatsache, dass Fotografie dank Smartphone-Cams wirklich von jedem betrieben werden kann – eine Rückbesinnung auf die eher künstlerischen Aspekte des Fotografierens. Die Suche nach vielfältigeren visuellen Erzählweisen geht dabei interessanterweise einher mit einer Orientierung an Vorbildern aus der Kunstgeschichte, etwa im Bereich der Porträtfotografie.

Conceptual Realism. Auch das ist in gewisser Weise eine Rückbesinnung auf die ersten Tage der Fotografie, als es noch hauptsächlich um das Abbilden des Geschehens, um das Dokumentieren ging. Das ist in Zeiten von Fake News und allgegenwärtigen Bildmanipulationen einerseits schwieriger und andererseits sehr viel gefragter geworden. Der konzeptuelle Realismus trägt diesen Entwicklungen Rechnung und bemüht sich darum, authentische Bilder zu schaffen. Sie erzeugen damit eine realistische Bildwirkung, obwohl es die Idee hinter dem Bild nicht ist.

Natürlich sind es nicht immer nur alleine Fotografien, die unsere Aufmerksamkeit auf die eine oder andere Weise wecken. Und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass andere Bildagenturen noch einmal ganz verschiedene Trend-Schwerpunkte für das noch vergleichsweise junge Jahr ausmachen. Bei Shutterstock haben sich beispielsweise neben Schlagwörtern wie Fantasy (da reiten wohl viele noch auf der Einhorn- und GameofThronesWelle) oder Weltraum auch bei den Farben als wichtige Themen herauskristallisiert.

Das hängt unter anderem mit der Popularität minimalistischer Styles zusammen, die aufgrund der reduzierten Formensprache umso mehr auf den Einsatz lebendiger Farben setzen. Erstaunlicherweise steht dabei Neon wieder (immer noch?) hoch im Kurs. Ähnliches gilt für Pastellfarben, die vermutlich auch vielen im ersten Moment ein „Hatten wir das nicht schon?“ in den Sinn treiben werden. Ja, hatten wir schon.

Darf man aber jetzt wieder verwenden, unter anderem deswegen, weil sich Pastelltöne für gewagtere Farbkombinationen bestens eignen und damit eine gute Grundlage für ein ebenfalls nach wie vor probates Mittel sind, um auf der visuellen Ebene Aufmerksamkeit zu erregen – nämlich mit Hilfe von Farbkontrasten . Die einzelnen Töne können in ganz unterschiedlicher Weise kombiniert werden und erhalten durch die Pastellfarben gleichzeitig einen modernen, zeitgemäßen Look. Je nach Kontrast werden dadurch bestimmte Assoziationen geweckt oder Emotionen geweckt. Außerdem entspricht das ganz dem spielerischen Einsatz von Farben, den Franklin Till als einen der weiteren, ganz großen Farbtrends für 2018 erkannt hat.

 

Virtual Reality – wie echt wird die Zukunft?

 

Ein gänzlich anderer Trend, der sich allerdings schon etwas länger wachsender Beliebtheit erfreut, ist der Bereich der virtuellen Realität. Was sich wohl einfach damit erklären lässt, dass Virtual Reality – wie sprechende digitale Assistenten – lange ein typisches Science-Fiction-Ding war, das aber in der wirklichen Wirklichkeit niemals in adäquater Form umgesetzt werden konnte.

Das Digitalzeitalter hat der Technik in dieser Hinsicht einen ordentlichen Schubser in die richtige Richtung gegeben und innerhalb kurzer Zeit einen Markt geschaffen, auf dem verschiedene Anbieter mit ihrem Equipment konkurrieren können. Wie bei so vielen technischen Spielereien geht es dabei auch bislang vornehmlich um – richtig, das Spielen. Natürlich dürfte das auf lange Sicht, wahrscheinlich sogar in der mittelfristigen Perspektive nicht der einzige Anwendungsbereich sein.

 

3D geht auch in 2D

 

Vor allem muss es für eine Illusion von Räumlichkeit nicht zwingend die VR- oder 3D-Brille sein. Tatsächlich lassen sich auch in einer eigentlich auf Zweidimensionalität angelegten Umgebung verblüffende Ergebnisse erzielen. Genau das versucht zum Beispiel das Lucy Hardcastle Studio, das in London sitzt und sich ganz den Spannungen und Möglichkeiten gewidmet hat, die es zwischen physischer und virtueller Welt noch auszuloten gilt. Mit interaktiven Technologien, Animationen und musikalischer Untermalung kann ein eigentlich nur haptisch erfahrbares Erlebnis zumindest im virtuellen Raum interpretiert werden – wie sich etwa an der Arbeit „Intangible Matter“ nachvollziehen lässt.

 

Die virtuellen Werbetricks der Zukunft

Dass die Grenzen zwischen virtuell und real an verschiedenen Stellen überschritten werden können, beweisen auf der anderen Seite aber auch die immer zahlreicher werdenden Augmented Reality-Anwendungen. Die haben zudem den Vorteil, schon jetzt mit mobilen Geräten kompatibel zu sein und erweisen sich darüber hinaus als erstaunlich vielfältig. Von Unterhaltung bis Informationsgewinnung stehen der Technologie alle Wege offen. Und von Augmented Reality ist es womöglich nur noch ein kleiner Schritt, bis zu einer Marty McFly-Gedächtnisbegegnung mit dem holografischen Hai. Könnte also in Zukunft noch spannend werden.

 

Die smarte Zukunft oder: Gibt’s dafür nicht ´ne App?

 

In unserer Zeit, in der das Smartphone in gewisser Weise zu einer zusätzlichen Extremität mit erweiterten Funktionen geworden ist, ist es mittlerweile genauso selbstverständlich, die technischen Hilfsmittel in wirklich allen Lebensbereichen einzusetzen. Shoppen, Banking, Medizin, die komplette Vernetzung unserer Lebenswelt – alles scheint dank technischer und digitaler Lösungen besser und einfacher zu werden.

 

Noch schneller Shoppen – im Emoji-Style

 

Suchtpotenzial?! Auf das Smartphone möchten oder können wohl die wenigsten verzichten.
Man sollte meinen, dass das Einkaufen heute dank E-Commerce ohnehin schon so komfortabel wie nie ist. Wer zum Shopping nicht von der Couch aufstehen möchte, muss das auch gar nicht und lediglich das Entgegennehmen der bestellten Artikel könnte dabei ein gewisses Konfliktpotenzial besitzen. Was sich in Zukunft durch den gezielten Einsatz von Drohnen vielleicht auch erledigt hat.

Bis dahin geht es aber vornehmlich darum, die Shopping-Abläufe zu optimieren, damit wir als Kunden noch schneller unser Geld loswerden. Eine indische Einkaufskette hat sich zu diesem Zweck an einem Einkaufserlebnis im Emoji-Style versucht, alle Artikel konnten über eine dafür vorgesehene App per eigenem Emoji im Warenkorb abgelegt werden.

Klingt erstmal praktisch, der Erfolg scheint in Zeiten von Alexa und Co. und zuvorkommenden Chat-Bots jedoch zumindest fraglich. Zur Ehrenrettung der Emoji-Einkaufs-App sei aber angemerkt, dass das Experiment bereits 2015 an den Start ging – da steckten die Sprachassistenten, wie wir sie heute kennen, noch in den Kinderschuhen.

 

Die neuen, smarten Lieferhelden

 

So unterschiedlich die Ansätze auf den ersten Blick sein mögen, sie haben trotzdem eine wichtige Gemeinsamkeit: Sie sind alle ein Teil von Bemühungen, uns ein Einkaufserlebnis ohne Barrieren zu ermöglichen. Soll heißen, dass wir dank Seamless Commerce im Grunde genommen immer und überall einkaufen können, ob online, offline oder im stationären Einzelhandel – alles ist miteinander verbunden, Brüche sollen dabei vermieden werden. Das Smartphone wird in dieser Hinsicht eine immer wichtigere Rolle einnehmen, auch wenn es derzeit beim Online-Shopping noch in der zweiten Reihe sitzt.

Dabei ist ein wichtiges Hilfsmittel, nicht nur um Bestellungen von unterwegs abzugeben, sondern auch um die Lieferung danach verfolgen zu können. Smartphones für smarte Lieferung, das könnte in Zukunft dafür sorgen, dass Wege zur Paketstation oder zur nächsten Postfiliale nicht mehr notwendig sind, weil alle Einkäufe zur passenden Zeit nach Hause geliefert werden.

 

 

Die Drohne als Lieferheld

 

On-demand Delivery“ heißt die Zauberformel, die das möglich machen soll. In den USA hat Uber sein Dienstleistungsangebot um diesen Logistikzweig erweitert und hilft Unternehmen wie Kunden gleichermaßen mit „Uber Rush“. Die einen können Bestellungen so jederzeit an den Mann und die Frau bringen, die Kunden freuen sich über umgehende Lieferungen. Übrigens nur einer von vielen Trends in der Logistikbranche, wie auch DHL erkannt hat und deswegen einen eigenen On-demand-Service anbietet.

 

Die Revolution der Maschinen – Das Internet of Things und was danach kommt

 

Seamless Commerce und On-demand Delivery sind außerdem beide Symptome einer immer weiter fortschreitenden Vernetzung aller Dinge und Lebensbereiche. Müssen wir deshalb Angst davor haben, die Geräte in unserem Haus könnten schlauer werden als wir selbst? Liegt die Filmindustrie mit ihren Machwerken vielleicht doch gar nicht so falsch und wir laufen sehenden Auges in eine Welt, in der künstliche Intelligenz das Sagen hat? Und wo ist Sarah Connor (also, die aus dem Film, nicht die Sängerin), wenn man sie wirklich einmal bräuchte? Es gibt wohl keinen Grund für dramatische Entgleisungen, obwohl schon seit einigen Jahren abzusehen ist, dass das Internet of Things durchaus auf einer größeren Bühne als unserem smarten Multimedia-Heimkino spielen kann. Im Grunde genommen sind dieser Entwicklung inzwischen vom technischen Standpunkt kaum noch Grenzen gesetzt, von der industriellen Maschine-zu-Maschine-Kommunikation bis hin zu smarter Kleidung, die mit allerlei Sensoren und Gadgets unseren kompletten Alltag erfassen kann, vom Wetter bis zu Vitalfunktionen.

 

iHealth oder: Der digitale Doktor?

 

Machen wir uns nichts vor, in Sachen Selbstvermessung dürfte es doch kaum jemanden geben, der sein Gewicht, seine zurückgelegten Schritte, vielleicht sogar sein Schlafverhalten und derlei Dinge nicht per Fitness-Armband oder Smartphone erfasst. Wirklich spannend ist das also nicht mehr. Interessanter ist hingegen die Frage, was mit all den Daten passieren soll – oder könnte.

 

So einfach könnte Gesundheitsmanagement im Cloud-Format sein


Eine Antwort darauf hat möglicherweise IBM, denn hier ist man sicher, durch die Nutzung solcher Gesundheitsdaten einen erheblichen Beitrag zum Gesundheitswesen beitragen kann. Gegebenenfalls sogar mit einer globalen Perspektive. Grundlage hierfür: Die künstliche Intelligenz, die sich hinter IBM Watson Platform for Health Cloud verbirgt und die die Digitalisierung der Gesundheitsbranche vorantreiben soll. Klingt nach medizinischer Totalüberwachung, könnte aber trotzdem der nächste Schritt sein.

Denn die Pro-Argumente für Cloudbasiertes Gesundheitsmanagement sind – solange man alle Vorbehalte gegenüber Datenspeicherung und potenziellem Datenmissbrauch außen vor lässt – schon recht einleuchtend:

Theoretisch ist durch die Health Cloud eine Beschleunigung der Prozesse von der Diagnose bis zur Behandlung möglich, weil die notwendigen Daten schnell eingesehen werden können – im Prinzip sogar überall. Das spart einerseits Zeit (die für den Patienten womöglich sehr wertvoll ist) und Geld, weil die Abläufe sehr viel gezielter sein können.

Möglich ist ebenfalls, die Gesundheitsdaten in ein sehr viel größeres Gesamtbild zu fassen, also beispielsweise bestimmte Krankheiten einfacher beobachten und erforschen zu können. Dazu wäre es nicht einmal mehr nötig, die Betroffenen oder die forschenden Mediziner an einem Ort zu versammeln. Gleichzeitig könnten Betriebe so ihre Angebote datengestützt weiterentwickeln.

Die Patienten wiederum profitieren davon, dass ihre Behandlungen wirklich passgenau auf sie zugeschnitten werden können. Außerdem können sie gleich an der Datenerhebung beteiligt werden – siehe den weitverbreiteten Hang zum Self-Tracking.

In Deutschland sorgt hier das E-Health-Gesetz für neue Impulse in diesem Bereich. Schrittweise soll die Gesundheitsbranche auf die digitale Schiene gebracht werden. Galt bisher landesweit ein Verbot für Online-Diagnosen, wurde dies Anfang 2018 zumindest in Baden-Württemberg ausgesetzt. Hier startete ein Pilotprojekt und per Callcenter und Videotelefonie kann ein Arzt kontaktiert werden.

Aber dann gibt es ja immer noch die Technik-Skeptiker, denen ein solcher Umgang mit ihren persönlichen, wahrscheinlich sogar intimsten Daten eher Unbehagen bereitet. Ganz unwahrscheinlich ist es sicher nicht, in Zukunft mit einer fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen zu rechnen.

 

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