Doku-Drama auf Netflix: Wird „Queen Cleopatra“ falsch dargestellt?

Was sagt die Geschichtsschreibung?

Was nun folgt, ist eine kurze Geschichtsstunde: Kleopatras Vater war Ptolemaios XII. Neos Dionysos. Sollte dir der Name nicht gerade ägyptisch vorkommen, dann warst du in der Schule wohl besonders fleißig: Kleopatra ist väterlicherseits nämlich Griechin, nicht Ägypterin. Genauer gesagt ist sie eine Nachfahrin von Ptolemaios I. Soter, welcher ein Offizier und Freund des makedonischen Generals und Welteroberers Alexanders des Großen war. Nach dessen Tod teilten seine Offiziere das Reich unter sich auf und Ptolemaios erlangte die Herrschaft über Ägypten. Damit begründete er die griechisch-makedonische Ptolemäer-Dynastie, die fast 300 Jahre lang anhielt und mit dem Tod von Kleopatra VII. Philopator – der einzigen von sieben Kleopatras ihrer Familie, die die meisten kennen – endete.

Kleopatras Mutter (und die ihrer zwei jüngeren Geschwister) wird in keiner der bislang gefundenen Quellen erwähnt. Einige Historiker*innen argumentieren daher, dass ihre Mutter eine Ägypterin gewesen sein könnte und Kleopatra damit eine schwarze Frau mit einem weißen Vorfahren (so wie Adele James selbst auch). In der Regel grenzten sich die Ptolemäer aber stark von der ägyptischen Bevölkerung ab: Vertraut man dem griechischen Schriftsteller Plutarch, so war Kleopatra VII. die erste ptolemäische Herrscherin, die überhaupt ägyptisch sprechen konnte (eine ägyptische Mutter könnte dies erklären). Das wäre also eine große Ausnahme im Familienstammbaum.

Wie sahen die alten Ägypter aus?

Ob die alten Ägypter im Aussehen eher der heutigen Bevölkerung Ägyptens ähnelten oder dunkelhäutiger waren, da sind sich selbst Expert*innen uneinig. Fakt ist, dass sie aus dem Gebiet des Niltals in Nordafrika stammen und viele künstlerische Darstellungen aus der Zeit für einen helleren Teint sprechen. Eine Kleopatra mit dunklerer Haut wird dadurch zwar nicht unmöglich gemacht, aber nochmal unwahrscheinlicher. Anders sieht es da wohl eher bei der Bevölkerung des Landes aus. Diese gestaltete sich zwar vermutlich nicht vorwiegend schwarzafrikanisch, aber durch den engen Kontakt zu den umliegenden Nachbarvölkern doch recht divers. Letzten Endes ist Ägypten aber immer noch Teil afrikanischer Geschichte, egal wie die Leute dort ausgesehen haben mögen.

Stele von Amenemhat und Hemet, frühe 12. Dynastie (Mittleres Reich), heute in Luxor; Bildquelle: The Art Institute of Chicago, CC0 Public Domain Designation