Durchgesuchtet: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Irgendwas ist anders: Die Macher*innen machen’s richtig

Die Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” soll also keine sein, die Schüler und Schülerinnen vor Drogen abschreckt, wie das Original es millionenfach getan hat. Die Serie soll die Ambivalenz zeigen, in der sich Süchtige befinden. Die Ambivalenz zwischen dem großen Glück und dem Tag danach. Und die Geschichte so zu zeigen, reicht vielleicht auch schon. Wir sehen Schulkinder, die sich verlieren in ihrer Drogensucht. Die auch durch mehrfache Versuche zu entziehen immer wieder zum Heroin zurückkehren. Wir sehen einzelne Charaktere, die sterben an einer Überdosis Heroin. Trotz dieser schweren Geschichte fesselt die Serie enorm. Regisseur Philipp Kadelbach hat ein Auge für die richtigen Bilder. Schöne Farben, ästhetische Bilder und der Charme der 70er Jahre. Gedreht wurde die Serie hauptsächlich in Berlin, aber auch in Prag. Gleichzeitig wird die Serie mit modernen Hip-Hop-Beats und Bowie-Songs untermalt – das Original neu interpretiert eben. Auch heute noch sind die universellen Themen der Geschichte von Christiane F. interessant. Sucht sei zeitlos, Jugend genauso, meinen die Macher*innen.  

Die Kinder vom Bahnhof Zoo – doch einer fehlt.

Christiane (gespielt von Jana McKinnon) trägt einen Fellmantel im Ombré-Look, Freundin Babsi hat kurze Haare und trägt Spitze. Es gibt viele Szenen in der Serie, die inspirieren. Sei es die Klamotte, die Musik oder die verbindende Freundschaft. Und diese ästhetischen Momente sind wichtig. Wer will sich schon einen weiteren Drogen-abschreck-Film anschauen, wenn es spannend geht? „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ ist also wirklich gelungen. Mit tollen Jungschauspieler*innen und analogen Farben. Und zugegebenermaßen ist es eine der ersten deutschen Produktionen, die es schafft, einfach ausnahmslos gut zu sein. Neben der vielen Kritik, die sich darüber aufregt, die Serie sei zu drogenverherrlichend, überwiegen im Medienecho klar die lobenden Stimmen. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ kann im internationalen Rennen definitiv mithalten und ist eine vielschichtige Serie, die Sucht thematisiert und das erfrischenderweise nicht nur anklagend.    

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Bildquelle: Amazon Prime: Michael Ostermeier, Mike Kraus; CC0-Lizenz