Mann im Abendlicht

Eine Idee Liebe: Warum willst du mich nicht? Ablehnung im Dating-Dschungel

Nach Gesprächen mit mehreren Freund*innen über unsere akkumulierten Datingerfahrungen erfuhr ich, dass es nicht nur mir so ging. Während Frauen scheinbar dazu tendierten Matches einfach aufzulösen, wenn sie abgelehnt wurden, schienen Männer eher dazu überzugehen ihr Gegenüber zu beeidigen und in der Person abzuwerten. Gleichzeitig verfiel man in eine Welle des Selbstmitleides. „Kein Problem, ich verstehe das schon. Warum sollte eine Frau wie du auch mit mir ausgehen wollen? Warum dachte ich auch, ich hätte eine Chance. Bei Frauen habe ich einfach kein Glück“, man stelle sich hierzu einen traurigen Hundeblick vor. Was sagt man dazu? Nach einer gewissen Zeit merkte ich, dass mich solche Aussagen zur Weißglut trieben. Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung. War denn niemand mehr in der Lage ein vernünftiges Gespräch zu führen?

Mir schien es als hätten wir alle verlernt, mit Rückschlägen und Ablehnung umzugehen.

Kein Wunder. Gibt man bei YouTube „Dating & Ablehnung“ ein, so werden einem keine hilfreichen Tipps vorgeschlagen, wie man mit dieser besser umgehen kann, sondern Videos mit Titeln wie „So bekommst du sie doch noch rum“ oder „Dating mit Ü30 – DAS musst du wissen!“. Da könnte man doch schreien. Denn während Organisationen wie „Catcalls of Berlin“ seit Jahren gegen Übergriffe vorgehen, scheint sich auf der anderen Seite ein Mekka für Pick-Up-Artists und Marketing-Genies zu formieren.

Ja ich weiß, das Singleleben kann hart sein und man küsst verdammt viele Frösche, aber das heißt doch nicht, dass man deswegen gleich damit anfangen muss, Frauen als Beute oder Konsumgegenstände zu betrachten. Wann haben diese Menschen eigentlich damit begonnen, Dating als Sport zu betreiben?

Die Pick-Up-Artists Szene ist groß und beschäftigt sich vor allem mit einem Sachverhalt: Frauen aufreißen.

Dabei verfolgen sie häufig ein strenges Regelwerk, welches sie von Coaches beigebracht bekommen. Diese verdienen damit eine gute Stange Geld. Klassisches Marketing. Da hat jemand einen Mangel erkannt und macht ein Angebot. Soweit ja erstmal nicht schlimm. Denn die Masche klingt zunächst recht harmlos. Dagegen, dass Männer anderen Männern beibringen, wie sie attraktiver und interessanter wirken, hat ja erstmal niemand etwas einzuwenden. Das lernt man schließlich auch im Freundeskreis oder von seinen großen Brüdern.

Das Problem ist jedoch ein anderes, denn hier geht es nicht darum Männern zur großen Liebe zu verhelfen, sondern ihnen beizubringen, wie sie möglichst effizient möglichst viele Frauen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Bett bekommen. In Online-Foren wird sich dann mit den Kerben im Bettpfosten gebrüstet. Frauen sind somit nur noch Nummern, die leicht manipuliert werden können.

Das Ziel von Pick-Up-Artists liegt auch darin, nie wieder von einer Frau abgelehnt werden zu können. Einfach, weil sie so unglaublich gut in ihrem Handwerk sind. Sie konsumieren Frauen und reproduzieren systematisch ein sexistisches und frauenverachtendes Weltbild. Frauen haben sich dem Mann unterzuordnen, basta! Willkommen in 2021.