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Fahrradknackerbande: Das anonyme Projekt Librebike ruft zum Entsperren von Obikes auf

Der ökonomisch angeschlagene Leihradanbieter Obike hat sich scheinbar aus dem europäischen Markt zurückgezogen und ist für die Behörden nicht mehr zu erreichen. Was zum Ärger vieler Bürger bleibt, sind die silber-gelben Fahrräder, die Obike in zahlreichen deutschen Städten zurücklässt. Nun muss entschieden werden, wie die Verwaltungen der verschiedenen Städte die verbleibenden Räder beseitigen. Auch die anonyme Gruppe Librebike hat sich jetzt einen Umgang mit den Obikes überlegt, der polarisiert.

 

Vom Obike zum Librebike

 

Die Vereinigung der selbsterklärten Urbanisten und Urbanistinnen namens „Librebike“ hat dazu aufgerufen, die Schlösser der herumstehenden Leihräder zu entsperren. Auf ihrer Website erklären sie anhand einer Anleitung, wie die Schlösser geknackt werden müssen, damit sie danach nicht mehr verriegelt werden können. Abschließend sollen die Räder mit einem ausgedruckten „Librebike“ Sticker versehen werden, der anzeigt, dass das Fahrrad jedem zur Verfügung steht. Mit dieser Aktion bezweckt die Gruppe, das Fahrrad als Gemeingut für alle Menschen zu Verfügung zu stellen, wobei sie Diebstahl nach eigenen Aussagen aber ablehnen. Auch bitten sie darum, die Fahrräder nicht anzuschließen oder außer zivile Reichweite zu bringen. Als Inspiration diente der anarchistische Weiße Fahrrad Plan der Bewegung Provos in den 1960er Jahren in den Niederlanden.

 

Die Kritik an dem Projekt

 

Während einige Leute das Projekt gutheißen und den moralischen Gedanken dahinter loben, ist diese Idee allerdings rechtlich problematisch. Schließlich sind die Obikes immer noch Eigentum des gleichnamigen Unternehmens, welches weiterhin in der Pflicht steht, die Räder ordnungsgemäß einzusammeln. Aus diesem Grund müssen auch die verschiedenen Städte prüfen, inwiefern sie befugt sind, die Fahrräder zu entfernen. Außerdem gilt die unabänderliche Entsperrung der Obikes als Sachbeschädigung. Deshalb will die Berliner Polizei jetzt Anzeige gegen Unbekannt erstatten.

 

Der Hintergrund

 

Im August 2017 überfluteten rund mehrere zehntausend Leihräder des singapurischen Anbieters Obike mehrere deutsche Städte, was viele Bewohner an den Rand der Verzweiflung brachte. Schließlich standen und lagen die Fahrräder überall herum und versperrten Wege, verzierten Straßenschilder oder hingen in Bäumen. Im Juli diesen Jahres hatte Obike wirtschaftliche Probleme eingeräumt, nachdem bereits Obike Singapur pleite gegangen war. Auf die Bitten der Städte, die Räder einzusammeln und wegzuräumen, hatte das Unternehmen nicht reagiert.

 

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Bildquelle: Michael Coghlan via Flickr unter CC BY-SA 2.0