Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer: Deichkind setzt ein klares Zeichen!
Im Mittelmeer, kurz vor der libyschen Küste, kenterte ein Schiff mit bis zu 950 Flüchtlingen an Bord. Mitten in der Nacht sei das Schiff stark ins Wanken geraten und daraufhin untergegangen. Die Flüchtlinge ertranken in 16 Grad kaltem Wasser. Die Zahl der ums Leben gekommenen Menschen ist noch nicht exakt festzumachen, aber man geht von mindestens 700 aus. Ein Überlebender berichtet, dass sich bis zu 950 Menschen an Bord befanden, als es kenterte. Wenn diese Zahl korrekt ist, handelt es sich um die verheerendste Flüchtlingskatastrophe jemals, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Kurz nach der Katastrophe folgen erste politische Stellungnahmen. Ein Sondertreffen, bei dem über die europäische Flüchtlingspolitik beraten wird, soll noch heute stattfinden, wie die Tagesschau berichtet. Um künftig Katastrophen wie diese zu verhindern, gibt es aber nicht nur politische Möglichkeiten. Auch Musiker beziehen beim Thema Flüchtlinge Stellung.
Gesellschaftskritik zum mittanzen und mitsteigern
Die Hamburger Hip-Hop Crew „Deichkind“ initiierte eine Spendenaktion, die Gelder für die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl einbringen soll. Bei der diesjährigen Echoverleihung trugen Deichkind auf dem roten Teppich Trainingsanzüge mit der Aufschrift „Refugees Welcome“. Drei dieser Anzüge wurden nun bei eBay für den guten Zweck versteigert. Immerhin über 500 Euro brachte der am teuersten verkaufte Jogger. Unbeabsichtigterweise fällt das Auktionsende nun zeitlich mit dem tragischen Schiffsunglück zusammen und erhält dadurch vermutlich nur noch mehr Aufmerksamkeit. Den Vorwurf, dass es sich bei dieser Aktion nur um PR für die Band handelt, entkräftet Deichkind bereits im Auktionstext. „Dies ist keine PR-Aktion…wir waren vorher schon berühmt“, ist da zu lesen und sie versichern, dass der gesamte Erlös an Pro Asyl gehe.
Kreative Spendengenerierung für wen?
Menschenrechtsorganisationen wie Pro Asyl setzen sich für die Rechte verfolgter Menschen ein. Nach eigenen Angaben seien rund 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Die Außengrenzen Europas werden laut Pro Asyl immer dichter abgeriegelt. Die Not der Menschen ist aber so groß, dass sie vor kaum einer noch so unsicheren Fluchtmöglichkeit zurückschrecken. In einer Presseerklärung zu den Bootsflüchtlingen formulieren sie die Anklage, dass Deutschland und Europa Beihilfe zum Tod tausender Menschen leiste. Pro Asyl bezieht sich hierbei nicht auf die aktuelle Katastrophe, sondern auf die dramatische Zahl der im Meer ertrunken Flüchtlinge allgemein. Die Organisation fordert die Einrichtung einer europäischen Seenotrettung und die Öffnung legaler Wege nach Europa.
Es muss sich endlich etwas ändern
Auch 2013, nach der verheerenden Lampedusa-Katastrophe, waren die Stimmen laut die nach Hilfen und Lösungen riefen. Eine drastische Veränderung der Flüchtlingspolitik gab es jedoch nicht. Nun mussten wieder bis zu 950 Menschen sterben. Eine medienwirksame Aktion wie von Deichkind, Unterstützung einer Menschenrechtsorganisation oder selbst aktiv werden: Engagement finden wir leider geil!
Bildquelle: flickr.com – manhhai unter CC BY SA 2.0