Frederik Fleig über Nachhaltigkeit: „Das richtige Wir-Gefühl kann total viel bewirken!“
ZEITjUNG: Zu deiner Erfahrung mit nachhaltiger Architektur in Dänemark: Was denkst du, sind die größten Vorteile und vielleicht auch Herausforderungen beim Bauen mit Holz?
Frederik Fleig: Herausforderungen gab es erstaunlich wenige. Ich hatte mir vor meinem Besuch Gedanken gemacht, ob das nicht schwierig ist in Sachen Brandschutz oder Witterung etc. – aber da sind die Probleme echt klein. Gegen Brandgefahr werden in dänischen Holzhäusern alle paar Meter Feuerschutzelemente verbaut. Und ansonsten scheint Holz auch über viele Jahre sehr widerstandsfähig sein. Lediglich die Farbe und Optik verändern sich im Laufe der Jahre. Ohne ein Betonfundament kommt man leider in der Regel nicht aus. Aber auch hier zu sehen, wie der Betoneinsatz zum Beispiel mit dem gezielten Einsatz von (sozusagen) Betondruckern reduziert werden kann, war auch ziemlich spannend. Cool fand ich auch, dass viele Holzwohnungen wie riesige Legobausteine in Fabrikhallen nahezu fertig gebaut werden können und dann am späteren Ort diese einzelnen Teile nur noch zusammengesetzt werden und den Feinschliff bekommen. Und das ist teilweise eine Sache von wenigen Tagen.
ZEITjUNG: Siehst du Möglichkeiten, wie diese Art des Bauens in anderen Teilen der Welt adaptiert werden könnte?
Frederik Fleig: Holz gibt es überall. Und wenn gezielt aufgeforstet wird, dann ist das eine Ressource zum Bauen, die nicht – wie sonst – CO2 erzeugt, sondern sogar CO2 bindet. Ich bin, seit ich ein Kind bin, im Sommer mit meiner Familie in Dänemark. Seit ich denken kann, wohnen wir in dieser Zeit in Holzhäusern. Für mich hat das abseits von allen Nachhaltigkeitsvorteilen auch einfach ein wahnsinnig schönes Wohngefühl. Dementsprechend spricht für mich vieles dafür, den Trend aus Dänemark auch in anderen Ländern mehr zu leben. Für mich profitieren da Menschen und Umwelt gleichermaßen.
ZEITjUNG: Frederik, kannst du beschreiben, wie es ist, die von Nevomo entwickelte Magnetschwebebahn in Polen zu testen?
Frederik Fleig: Mitfahren war ja leider nicht möglich. Aber ich durfte zumindest mal aus der Schaltzentrale das Steuer übernehmen. Aus nächster Nähe zu sehen, wie allein durch Magnetkraft ein Tonnen schwerer Zug ohne Lok von A nach B fährt – das war schon echt beeindruckend. Auch weil dieser Part der Technik ja eigentlich so simpel ist. Magnet unter Waggon + Magnet vor oder hinter dem Waggon aktivieren = Zug bewegt sich. Dass das Ganze dann ab einer gewissen Geschwindigkeit dann auch in den Schwebe-Zustand übergehen kann, das war für mich als Nicht-Physik-Experte dann schon ziemlich future :D aber es funktioniert! Ich bin also total gespannt, ob es die Technik in den nächsten Jahren (oder vielleicht auch Jahrzehnten) auf die Schienen in Deutschland kommt.
ZEITjUNG: Glaubst du, dass solche Technologien das Potenzial haben, die Probleme traditioneller Bahnnetze in anderen Ländern zu lösen?
Frederik Fleig: Wir haben viel zu häufig Züge, die nicht voll ausgelastet unterwegs sind. Denn klar. Mal eben Waggons auseinander koppeln, eine neue Lok pro Waggon-Reihe – das ist aufwändig und braucht Zeit. Können Waggons autonom fahren, ist man hier viel flexibler und kann Waggons exakt nach Bedarf und Stoßzeiten auslasten und fahren lassen. Dazu kommt viel Zeit, die durch das langsame Bremsen und Anfahren der Züge drauf geht. Mit der Magnet Technik fahren Züge extrem schnell an und kommen ebenso schnell zum Stehen. Das verkürzt potentiell die Fahrtzeiten zwischen weit entfernten Zielen total. Europa könnte also potenziell noch mehr zusammenrücken. Das wär‘s doch!
Frederiks Europa-Tour mit „plan b: Da geht was, Europa! – Wer bringt unsere Gesellschaft voran?“ könnt ihr in der ZDF-Mediathek streamen.
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Bild: Frederik Fleig vor einem Berg von Altkleidern bei Valerius in Porto. © ZDF / Mathilda Kühne