Pygmalion hat den echten Frauen abgeschworen. Seine Treue gilt Galatea, der perfekten Frau, die er in einem Computer-Programm erschaffen hat. Doch als die Göttin Aphrodite sie real macht, hat Galatea ihre eigenen Pläne – das ist die Prämisse des feministischen Kurzfilms „Galatea“. © Renée Marie Maier 2025

„Deshalb war das für mich auch eine Selbstermächtigung wie für Galatea“

Mit „Galatea“ findet ihr einen ganz besonderen Kurzfilm auf YouTube, der mehr als nur eine feministische Neuerzählung von „Pygmalion“ ist. KI-Hype trifft auf female rage. Ein Künstler erschafft eine Frau, doch was, wenn die perfekte Frau aus seinem Computerprogramm real wird …

Die Idee hatte Renée Marie Maier. 2024 spielte sie selbst im Kurzfilm „PILGRIM“, für m94.5 hört man sie nicht nur moderieren, sondern auch in Hörspielen und mit „Die andere Alice“ ist 2023 eine selbstillustrierte Erzählung von ihr erschienen. ZEITjUNG hat die Regisseurin Renée Marie Maier getroffen und mit ihr über female rage gesprochen.

Hier geht’s zum Interview!

Wie entstand die Idee zu „Galatea“?

Renée Marie Maier: Zuerst war für mich der female rage da. Ich war selbst total sauer über den male gaze, also über die Art, wie Frauen eben in Filmen und generell Kunst dargestellt werden. Damals habe ich eine Doku darüber geschaut. Ich finde, das ist ein Begriff, der nicht so leicht zu verstehen ist, und durch die Doku habe ich es so richtig verstanden und wie es filmisch umgesetzt wird, dadurch ist es mir noch mehr aufgefallen.

Und da entstand die Wut darüber und der Wunsch, einen Film darüber machen, wie sich eine Frau gegen den male gaze zur Wehr setzt. Dann kam ich eben darauf, dass ich etwas mit Mythen und Gottheiten machen möchte und dann kam der „Pygmalion“-Mythos. Und dass es sich dann mit Technologie beschäftigen soll, kam dann zuletzt. Ich find’ es so richtig cool, wenn der Bezug zu KI von Zuschauenden erkannt wird. Aber irgendwie habe ich Galatea gar nicht so als KI gesehen, weil sie ja erst durch Aphrodite so richtig zum Leben erweckt wird. Aber richtig cool, wenn etwas im Film gesehen wird, was gar nicht so bewusst da war.

Hier seht ihr den Kurzfilm selbst:

Was bedeutet dir „Galatea“?

Renée Marie: „Galatea“ hat eine total große Bedeutung als erster Film, den ich wirklich alleine gemacht hab und wo ich sehr authentisch meine Idee so umgesetzt habe. Der Film fühlt sich sehr wahr an für mich und entspricht mir sehr und ist genau so geworden, wie ich ihn mir in meinem Kopf vorgestellt habe. Ich finde es schön, dass ich ihn so gestalten konnte, wie ich es mir ausgemalt habe, und Menschen gefunden haben, die meine Vision teilen, bereichern und mich unterstützt haben. Ein großer Punkt war das Glauben an einen selbst: „Ja, ich kann einen Film machen, ich kann die Filmmusik machen, ich krieg’ das hin!“ Und deshalb war das für mich auch eine Selbstermächtigung wie für Galatea.

Die Hauptfigur des Kunstwerks spielt Antonia Lang. Wie war der Prozess der Besetzung?

Renée Marie: Ich hatte bei der Stoffentwicklung schon die Antonia im Kopf. Für mich war sie einfach Galatea. Ich habe sie dann einfach irgendwann gefragt, ob sie mitspielen möchte. Sie hat zum Glück „ja“ gesagt und ich habe dann das Drehbuch geschrieben und war ganz froh, dass sie es machen wollte, weil für mich passt es einfach perfekt.

Zur Produktion gehörten für dich aber auch viele weitere Aufgaben wie SFX-Make-up und Filmmusik. Was hast du extra erlernt oder besonderes dazu gelernt, was du zum Drehstart vielleicht gar nicht erwartet hast?

Renée Marie: Was ich extra gelernt – und teilweise schon wieder verlernt – habe, sind vor allem die technischen Dinge gewesen. Die Kamera-App auf dem Handy, das Schnittprogramm, Ton … es war zu erwarten, aber es war schon nicht ohne. Und am Anfang wusste ich noch nicht, dass ich die Musik selber machen würde, weil ich irgendwie gedacht habe, ich möchte mir das zutrauen, ich möchte es probieren, die Musik selber zu machen.

Und ich bin ganz froh, dass ich mir das zugetraut habe. Es war schon herausfordernd, auch, wenn ich wusste, wie man mit GarageBand [Anm. d. Red.: gemeint ist eine bestimmte Software] Musik produziert, aber ich habe es nicht so oft gemacht. Ich habe mir dann extra Filmmusik angehört, die mir gefallen hat, um herauszufinden, wie diese aufgebaut ist, und dann sehr lange herumgetüftelt. Und auch ein bisschen verzweifelt, weil es sich zuerst nicht richtig angehört hat. Und dann plötzlich ging es doch! Im Großen und Ganzen hat die Musik zu machen mir dann am meisten Spaß gemacht.

„Galatea“ kommt zur dunklen Jahreszeit genau richtig. Wie sehen deine Pläne für 2026 aus?

Renée Marie: Nächstes Jahr möchte ich wieder einen Kurzfilm drehen, weil es mir so Spaß gemacht hat, und es soll wieder ein düsterer Film sein. Ein Vampirfilm! Ich bin auch schon in der Anfangsphase der Entwicklung. Ich hoffe, er wird auch nächstes Jahr fertig!

Behind the Scenes Material findet ihr auf dem offiziellen Instagram-Kanal: galatea.kurzfilm

Bild: Screenshot aus „Galatea“ auf YouTube, © Renée Marie Maier 2025