Breadcrumbing: Wenn Dates dich hinhalten
Die große Liebe findet man heutzutage online – oder zumindest versucht man es. Absoluter Weltmeister in puncto Online-Dating sind übrigens die USA, gefolgt von China und Großbritannien. Deutschland hat den Sprung auf das Treppchen knapp verpasst und landet auf Platz vier.
Doch während sich seit Anbeginn des Online-Datings angeblich alle 11 Minuten Singles über Parship verlieben, kommen mindestens genauso viele Dating-Phänomene dazu. Mal werden sie durch die immer vernetztere Welt einfach mehr ins Scheinwerferlicht gerückt wie beispielsweise das Gatsbying, oder sie treten wirklich erst verstärkt im digitalen Zeitalter auf – Stichwort Submarining.
Zu dieser Reihe gesellt sich leider ein weiteres, unter Umständen sehr schmerzhaftes, Phänomen dazu: Breadcrumbing, was auf Deutsch so viel wie „Brotkrumen streuen“ bedeutet. Und wem das Bild von Menschen, die Enten oder Tauben füttern, kommt, liegt gar nicht mal so falsch. Letztendlich umschreibt der Begriff ein Verhalten, bei dem Dates vor allem digital versuchen Kontakt zu halten und falsche Hoffnungen machen, ohne aber oftmals wirkliches Interesse zu haben. So kommen via Instagram, Facebook und Co. vielleicht alle paar Tage Nachrichten wie „Habe gerade von dir geträumt“, oder „Musste gerade an dich denken“ – Bonuspunkte, wenn noch ganz viele Herz-Emojis angehängt werden. Aber wirklich vorwärts geht nichts. Ob überhaupt ein (weiteres) Treffen zustande kommt, ist fragwürdig. Eine echte Beziehung? Auf keinen Fall.
Die Frage nach dem „Warum“
Aber warum machen Breadcrumber das? Häufig sind sie bereits vergeben, manchmal schon seit vielen Jahren. Doch dann kommt die Sehnsucht nach der ersten Liebe, den klassischen Schmetterlingen, und sie beginnen sich online nach Lösungen umzusehen.
Aber es gibt auch Breadcrumber, die nicht in einer festen Beziehung sind. Sie wünschen sich Anerkennung, Aufmerksamkeit und Liebe – haben aber gleichzeitig auch Angst vor der körperlichen Nähe und den Verpflichtungen, die damit einhergehen. Digital können sie sich das großartige Gefühl einfach in die eigenen vier Wände holen, ohne dafür wirklich aktiv werden zu müssen. Für die Breadcrumber ein toller Lieferservice, für Dates nichts Halbes und nichts Ganzes – und jede Menge Schmerz.
Gerät man an einen Breadcrumber, gibt es (leider) nur eine Lösung: Kontakt abbrechen. Je früher, desto besser. Da diese Form des Datings das Risiko eines emotionalen Auf und Ab über einen langen Zeitraum birgt, sollte man zuerst an sich selbst denken. Ist es das wirklich wert? Ja, Hoffnung stirbt zuletzt. Und es kann schwer sein, damit abzuschließen. Gerade, wenn der Breadcrumber wieder einen charmanten Kommentar in den Chat gezaubert hat. Aber so sehr man es sich auch wünscht: Man wird trotz aller Versprechungen immer nur Krumen und nie das ganze Brot bekommen.
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