Gatsbying: Streng genommen kein Phänomen, das erst seit dem Aufschwung der Sozialen Medien existiert

Gatsbying: Wenn man dem Schwarm imponieren will, ohne etwas zu sagen

Das Internet hat so einige neue Dating-Phänomene hervorgebracht, beispielsweise Klassiker wie Ghosting oder Benching. Auch der Begriff Gatsbying gesellt sich nun zu dieser Reihe dazu, wobei er genau genommen schon viel länger praktiziert wird als in den Zeiten von Tinder und Co. 

Während man sich von Ghosting, Benching oder Orbiting in der Regel nach einer gewissen Zeit selbst ableiten kann, was damit gemeint ist, gestaltet sich die Sache bei Gatsbying schwieriger. Die einzige Brücke, die ohne Vorwissen geschlagen werden könnte, wäre der Begriff oder vielmehr Titel „Gatsby“. Und damit läge man sogar goldrichtig. Konkret bezieht sich Gatsbying auf die Figur des Jay Gatsby aus dem Roman „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald, der 2013 mit der gleichnamigen Filmadaption und Leonardo DiCaprio auch bei jüngeren Generationen weltweite Bekanntheit erlangte.

Jay Gatsby stammt aus einfachen Verhältnissen und setzt alles daran großen Reichtum zu erlangen. Dazu gehören auch rauschende Partys mit der New Yorker High Society, damit er sich einen Namen macht. Doch die wahre Motivation von Gatsby ist eine andere: Seine große Liebe Daisy Fay, die ebenfalls unter den Gästen ist. Mit seinem Streben nach Reichtum und Bekanntheit will Gatsby nur ihre Aufmerksamkeit erlangen und eine Beziehung mit ihr eingehen. 

Gatsbying in Sozialen Medien und im realen Leben

Das ist an sich auch die perfekte Erklärung des Begriffes Gatsbying. Konkret bedeutet er nichts anderes als der großen Liebe imponieren zu wollen, ohne dabei aber die Zuneigung zur entsprechenden Person öffentlich machen zu müssen. 

Im Bereich der Sozialen Medien kann dieses Verhalten durch das Posten bestimmter Bilder ausgelebt werden, die eigentlich nur dafür da sind, dem Schwarm aufzufallen. „Sie*Er spielt Klavier? Dann mache ich das jetzt auch und poste gleich ein Bild davon“, könnte ein möglicher Gedankengang sein. Ursache für dieses Verhalten ist häufig die Schüchternheit direkt auf den entsprechenden Menschen zuzugehen. 

Doch auch wenn Gatsbying ein Phänomen sein mag, welches durch Soziale Medien an Auftrieb gewonnen hat, so ist es per se nicht neu und lässt sich auf das reale Leben übertragen. Klassisches Beispiel wäre hier, wenn jemand andauernd über die Witze einer Person lacht – und das mit Abstand am lautesten. 

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Bildquelle: Rodion Kutsaev auf Unsplash; CC0-Lizenz