Das Paris-Syndrom: Wahnzustand vor dem Eiffelturm
Das Paris-Syndrom bezeichnet eine psychische Störung, unter der Betroffene während ihres Parisurlaubs leiden. Besonders anfällig dafür sind japanische Touristen. Doch ist wirklich die Stadt allein Schuld an den Wahnzuständen bei Touristen?
In den 80ern führte der in Paris lebende Japaner und Psychologe Hiroaki Ota den Begriff erstmals ein und diagnostizierte das Syndrom bei den ersten Patient*innen. Betroffene haben während ihres Aufenthalts in der französischen Metropole Schwindelanfälle und sogar Halluzinationen. Ausgelöst werden diese durch eine erhöhte Herzfrequenz, die das Ergebnis von Aufregung und Enttäuschung ist. Doch eine genaue Anzahl an Fällen konnte bisher nicht festgestellt werden.
Wie äußert sich das Syndrom?
Mit hohen Erwartungen steigen die Urlauber in Paris aus dem Flieger und treffen wahrscheinlich schon bei der Taxifahrt zum Hotel auf die ersten Probleme. Zu den größten Auslösern gehören nämlich die Sprachbarriere und die gravierenden kulturellen Unterschiede. Wo man sich in Japan mit Höflichkeit und Distanz begegnet, trifft man in Frankreich eher auf einen direkten Humor und klare Emotionen, die von vielen als Unfreundlichkeit gedeutet werden.
Die Auswirkungen eines Jetlags treffen natürlich auch die Psyche, was ebenfalls zu Verwirrung und Wahnzuständen führen kann – ein unter dem Syndrom leidender Mann hielt sich sogar für Ludwig XIV. Doch auch die Idealvorstellung von Paris, die die meisten haben, wird spätestens bei dem ersten Stadtrundgang zerstört. Die erhoffte französische Straßenmusik ist eher Straßenlärm von hupenden Autos und statt des Dufts frisch gebackener Croissants riecht man viel mehr das Zusammenspiel von Urin und Müll.
Dieses Phänomen macht natürlich nicht am Ortsausgangsschild von Paris Halt: In Jerusalem halten sich Reisende manchmal für heilige Personen aus dem alten oder neuen Testament und auch die kulturelle Reizüberflutung in Florenz kann bei einigen Touristen für eine vorübergehende psychosomatische Störung sorgen.