Gruppenzwang clever entkommen: So bleibst du autonom
Der Mensch ist schon von Geburt an ein soziales Wesen und bleibt es auch bis an sein Lebensende. Das bedeutet leider auch, dass wir manchmal anderen Menschen zu sehr gefallen und uns anpassen wollen und so Gruppenzwang zum Opfer fallen.
Daher hat sich die Psychologin Fanny Jimenez in einer Podcast-Episode von „Never Mind“ mal etwas näher mit dem Phänomen beschäftigt. Sie erklärt, was Gruppenzwang ist, wer am häufigsten davon betroffen ist und wie du dich (oder deine Kinder) am besten davor wappnen kannst.
Was ist Gruppenzwang?
Jimenez beschreibt Gruppenzwang als den „Einfluss, den andere auf uns haben und dem wir uns dann beugen.“ Sie unterscheidet zwischen positivem und negativem Gruppenzwang – schließlich ist nicht jede Veränderung, die von anderen Menschen angestoßen wird, schlecht – sowie zwischen implizitem und explizitem Gruppenzwang. Letzterer beinhaltet klare Vorgaben, die Gruppenmitglieder erfüllen müssen, um Teil der Gruppe werden (oder bleiben) zu dürfen, während implizierter Gruppenzwang in seiner Ausführung subtiler ist. Da sagt dir zwar niemand direkt, wie du zu sein hast und wo du alles mitmachen musst – du merkst aber, dass es doch von Vorteil wäre, so wie die anderen zu sein.
Wer ist besonders beeinflussbar?
Gruppenzwang kann zwar schon bei Kindern um die sechs Jahre auftreten, besonders anfällig sind jedoch Jugendliche: Dies hat der Psychologe Brett Laursen in einer Studie zu diesem Thema herausgefunden. Die hohe Anpassungsfähigkeit von Jugendlichen stärkt zwar den Gruppenzusammenhalt und macht es ihnen leichter, in dieser Phase ihres Lebens Freundschaften zu schließen, allerdings kann sie ihnen auch zum Verhängnis werden. Etwa dann. wenn man sich an die falschen Leute anpassen will. Laursen zufolge seien Jungs in der Pubertät anfälliger als Mädchen, da sie sich oft in größeren Gruppen bewegten.
Eine weitere Studie zeigte einen starken Einfluss des Freundeskreises. Drei wichtige Faktoren dabei seien die Autonomie der Jugendlichen, ihre Verweigerungskompetenzen – sich also bewusst zu sein, wie man aus einer für einen selbst unangenehmen Situation aussteigen kann – und der soziale Status ihrer Freunde.
Welche Rolle spielt die Beliebtheit einer Person?
Laursen zufolge beeinflusst aber auch die eigene Beliebtheit, wie stark sich Menschen beeinflussen lassen. Dass weniger beliebte Kinder anfälliger für Gruppenzwang sind, dürfte nicht groß überraschen – das gleiche gilt aber paradoxerweise auch für beliebte Kinder. Bei genauerer Überlegung macht es aber auch Sinn: Während die einen sich einen Status aufbauen wollen, wollen die anderen ihren Status aufrechterhalten und möglichst nicht „uncool“ werden.
Wie Eltern ihre Kinder schützen können
Was kann man nun also dagegen tun? Jimenez betont die Bedeutung einer stabilen und unterstützenden Beziehung zu den Eltern als Hauptschutzfaktor gegen negativen Gruppenzwang. Eltern sollten ihren Kindern früh beibringen, Situationen selbstständig einzuschätzen und sich ein Urteil zu bilden. Dazu gehört auch das entwickeln von Strategien, um selbst in unangenehmen Situationen „Nein“ sagen zu können. Klingt gar nicht mal so schwer, ist es aber. Das weiß jede*r, der*die sich schon einmal eine Variante des Satzes „Ja warum hast du dann nicht einfach Nein gesagt?“ anhören musste.
Wie du dich weniger beeinflussen lässt
Aber auch für erwachsene Personen, die selbst Probleme damit haben, sich Gruppenzwang zu entziehen, hat Jimenez einige Tipps. Dazu gehört erstens, sich dessen bewusst zu sein, dass wir andauernd beeinflusst werden – Jimenez spricht sogar von einer „Kultur der Beeinflussung“. Hast du dieses Bewusstsein erlangt, dann folgt zweitens: Situationen erkennen, in denen man beeinflusst wird. Der dritte und letzte Schritt beinhaltet dann das Entwickeln von Strategien, wie man sich in solchen Situationen verhalten möchte.
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Bildquelle: Foto von Yan Krukau via Pexels, CC0-Lizenz