MS-13 Adam Hinton 10

Fotos: Gang aus El Salvador sitzt in Gefängnis ohne Wärter

 

Keine Wärter, dafür aber eine Bäckerei, eine Möbelwerkstatt und ein provisorisches Krankenhaus. So stellt man sich nicht gerade ein Hochsicherheitsgefängnis vor. Hört sich eher nach einem gemütlichen „Gefängnisdorf“ an, oder? Die Haftanstalt „Penas Ciudad Barrios“ im Süden von El Salvador ist definitiv speziell. Das beweisen auch die eindringlichen Bilder des Fotografen Adam Hinton, die die kunstvoll tätowierten Insassen auf beeindruckende Art und Weise porträtieren. Ob warmherzig, lächelnd, müde oder teilnahmslos, die Männer wirken auf den ersten Blick vielleicht nicht bedrohlich. Die Tattoos, welche den gesamten Körper, vor allem aber das Gesicht der Insassen zieren, seien aber nicht nur ein Zeichen der öffentlichen Loyalität gegenüber der Gang. Sie erzählten auch die jeweilige, ganz persönliche Lebensgeschichte der Gefangenen. Dabei gehe es von Familiendramen, Waffen-und Drogenhandel bis hin zu Morden.

Hinter den Fotos steckt eine faszinierende Geschichte. El Salvador gilt als eines der gefährlichsten Länder der Welt, mit der mutmaßlich größten Mordrate. Die Konflikte der MS-13 Gang mit ihren Rivalen, aber auch der Regierung, haben dazu geführt, dass MS-Mitglieder separat inhaftieren werden mussten. Zu oft gab es im Gefängnis interne Zusammenstöße. Deshalb wurde das „Gefängnisdorf“ exklusiv für die Mitglieder der „Mara Salvatrucha Gang“, oder auch MS-13, für ursprünglich 800 Insassen errichtet. Heute leben dort über 2500 Menschen. Es wird intern geleitet und lediglich außerhalb des „Dorfes“ existieren Wärter, da das Eindringen in das Gefängnis selbst für sie zu gefährlich wäre. Die MS-13 Gang kümmert sich von innen um Ordnung.

 

„They started smoking dope, then got a gun out“

 

Der Fotograf selbst hat sich, zu keiner Zeit der Dokumentation bedroht gefühlt, sondern ist dank der „offenen Art der Insassen“ immer relaxed geblieben, berichtet er gegenüber der theguardian: “I was with a gang in El Salvador, and after half an hour they said, ‘Do you want to come round the back with us?’ That might have freaked other people out, but they seemed pretty chilled, so I did it. They started smoking dope, then got a gun out. My fixer said afterwards, ‘I’ve never seen that happen within a fortnight [of the first meeting], but it happened to you in a few minutes.’

Zur Zeit der Foto-Dokumentation (2013) gab es zwischen der MS-13 Gang und der 18th Street (Barrio 18) Verhandlungen über einen Waffenstillstand. Das zwei Jahrzehnte lange Blutvergießen ohne Ende in Sicht habe die Anführer der Gangs dazu gezwungen, so Adam. Seitdem herrschte in El Salvador seit fast einem Jahr lang Ruhe zwischen der MS-13 und Barrio 18. Doch der Waffenstillstand ist mittlerweile vorüber und die Gewalt tödlicher denn je.

 

„Menschen wie du und ich“

 

Die Geschichte rund um die Vollzugsanstalt ist Teil Adam Hinton’s Veröffentlichung „MS-13“ sowie eines Kurzfilms, welche das Gefängnis samt lückenlos tätowierter Männer porträtiert und die Ausmaße der Gewalt in El Salvador mit bewegenden Szenen verdeutlicht.

Der Fotograf wollte mit der Bilderreihe eine etwas andere Sichtweise auf die Gangszene erzählen, wie er selbst sagt: “I’d deliberately avoided the gangs as I felt the main stories we hear about these places are about gangs and criminality. I wanted to show that 95% of the people who live in these places are everyday people like you and me, who are trying to make the best of their lives.”

Die Bilderreihe könnt ihr euch im Folgenden und auch auf der Webseite des Künstlers, auf der weitere Bilder veröffentlicht sind, ansehen.