Geflüchtete aus der Ukraine – wie steht es um die Integration und Jobchancen?

Seit dem Beginn der offenen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine im Februar 2022 haben Millionen Bürger die Ukraine verlassen. Viele sind nach Deutschland geflohen und das Land hat neben Polen, Russland und Ungarn die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.

Integration der Geflüchteten – das ist die Lage


Bis zum Sommer 2023 stieg die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine, die sich in Deutschland aufhalten, auf über eine Million an. Aus einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht hervor, dass rund 44 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine vorhaben, zumindest mittelfristig in Deutschland zu bleiben. Gründe dafür sind die unklare Zukunft in der Ukraine. Die Generation Y aus der Ukraine lebt bereits seit Ende 2013 in unsicheren Zeiten, also lange bevor der Konflikt im Osten des Landes eskalierte.

Das wirft somit die Frage der Integration auf. Hier geht es um Aspekte wie die Wohnsituation, Arbeitsmöglichkeiten und Zukunftschancen. Im Frühjahr 2023 zeigte sich bei der Unterbringung, dass die Integration schleppend verläuft. Ein Jahr nach Beginn der Flüchtlingswelle lebten noch 35 Prozent der Geflüchteten in Sammelunterkünften oder temporären Wohnsituationen wie Hotels. Weitere 43 Prozent sind bei Freunden oder Verwandten untergekommen. Nur 22 Prozent leben in einer Privatunterkunft.

Welche Arbeitsmöglichkeiten haben Geflüchtete aus der Ukraine?


Flüchtlinge aus der Ukraine erhalten in Deutschland eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 AufenthG. Das gibt gewisse Freiheiten für die Beschäftigung von ukrainischen Flüchtlingen. So können Personen mit einer solchen Aufenthaltserlaubnis grundsätzlich in den Arbeitsmarkt eintreten und auch Minijobs annehmen.

Ebenfalls ist es mit dieser Erlaubnis möglich, eine Ausbildung in Deutschland zu beginnen. Selbst der Zugang zu einem Studienkolleg oder einem fachgebundenen Studium an Universitäten und Hochschulen ist für Geflüchtete aus der Ukraine offen. Hier erkennen die zuständigen Stellen auch Hochschulzugangsprüfungen aus der Ukraine an.

Dennoch berichten Menschen aus der Ukraine von Problemen bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Im Februar 2023 gingen so etwa 125.000 Menschen aus der Ukraine einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Deutschland nach. Weitere 21.000 führen Minijobs aus.

Arbeitszeugnisse und Berufsabschlüsse – werden diese anerkannt?


Es sind vor allem zwei Punkte, die Flüchtlingen aus der Ukraine den Eintritt in den Arbeitsmarkt in Deutschland erschweren. Zum einen sind dies fehlende Dokumente aus dem Heimatland und zum anderen berufsrechtliche Zugangsbeschränkungen. Während Ersterem zumeist mit einer Übersetzung Ukrainisch Deutsch durch einen zertifizierten Übersetzungsdienst Abhilfe geschaffen werden kann, ist Zweiteres ein tiefgreifenderes Problem.

Die Anerkennung von Berufsqualifikationen ist so nicht in allen Bereichen möglich. Während es über 100 nicht-reglementierten Berufe gibt, in denen die Aufnahme der Arbeit ohne spezifische Nachweise möglich ist, sind einige Berufsgruppen stark kontrolliert. Das trifft zum Beispiel auf Ärzte oder Lehrer sowie geschützte Berufsbezeichnungen zu. In diesen Fällen sind individuelle Anerkennungsverfahren erforderlich. Die Bundesregierung hat mittlerweile ein Onlineportal hierfür eingerichtet. Damit sind die Hürden grundsätzlich gesunken, um einen ukrainischen Berufsabschluss und ähnliche Nachweise einzureichen sowie anerkennen zu lassen.

Ein Problem hierbei ist jedoch die Bereitstellung entsprechender Dokumente. Nicht alle Flüchtlinge haben solche Papiere mitnehmen können oder haben an diese gedacht. Auch die nachträgliche Beschaffung ist oftmals schwer oder unmöglich. Eventuell befinden sich die Institutionen in Gebieten, über die die Ukraine keine Kontrolle mehr hat. Oder eine Ausstellung ist nur auf persönlichen Antrag möglich.

Es gibt dementsprechend noch viele Hürden zu meistern, um geflüchteten Menschen aus der Ukraine den Alltag in Deutschland zu erleichtern sowie den Einstieg in die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen.

Foto von Sima Ghaffarzadeh: https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-strasse-flagge-gruppe-11322896/