„Tube Girl Effect“: Wenn eine Frau Menschen öffentlich belästigt

Auf TikTok reicht ein in der Öffentlichkeit aufgenommenes Tanz-Video aus, um ein internationales Phänomen auszulösen. Das sogenannte „Tube Girl“ hat genau das mit dem „Tube Girl Effect“ bewiesen. Aber wie konstruktiv ist so ein Trend wirklich?

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte der Autorin.

Wer ist das Tube Girl?

Sicherlich ist dir in letzter Zeit auf TikTok eine junge Frau aufgefallen, die sich in den Londoner U-Bahnen filmt und dabei voller Selbstbewusstsein tanzt. Sie scheint die Blicke der Mitreisenden zu ignorieren und gibt Tipps wie „Romantisiert eure Reise“ oder „Glaubt mir, niemand interessiert sich wirklich für euch“.

Doch wie sich rasch herausstellt, sind einige Leute sehr wohl an ihr interessiert – und zwar auf äußerst positive Weise. Hinter dem Pseudonym „Tube Girl“ verbirgt sich Sabrina Bahsoon, die in London lebt und arbeitet. Ihr erstes virales U-Bahn-Video wurde im August veröffentlicht, und seitdem hat sie über 600.000 Follower gewonnen. Darüber hinaus hat sie bereits die Gelegenheit bekommen, für namhafte Marken auf den Laufstegen zu laufen.

@sabrinabahsoon

Personally i think I’m slaying and trusssttt nobody cares #tubegirl shoutout to all the people who say hi while i made the videos – you make my day 🥰 #tubegirleffect

♬ sexy ass cars – frʌns

Der „Tube Girl Effect“

Mittlerweile gibt es enorm viele Videos, in denen sich Menschen genau wie sie in U-Bahnen oder anderen öffentlichen Einrichtungen filmen. Dabei verwenden sie die gleichen Songs und auch die Kameraführung ist identisch. Die U-Bahnen sind mal voll und mal leer, gelegentlich werden sogar die umstehenden Passant*innen gefilmt. Der Hashtag #tubegirl verzeichnet stolze 281 Millionen Aufrufe, während #tubegirleffect beeindruckende 70 Millionen Aufrufe erreicht hat. Die Kommentare sind größtenteils ermutigend und positiv, und die Creator*innen scheinen vom Tube Girl inspiriert und voller Selbstbewusstsein zu sein. Genau das ist das erklärte Ziel dieses Trends: Selbstbewusstsein zu fördern.

„Ich glaube, das Tube Girl ist bereits mehr geworden als nur Tanzen in der U-Bahn. Es geht um Selbstbewusstsein und darum, sich mit seinem authentischen Selbst wohler zu fühlen.“

Sabrina Bahsoon, bbc (übersetzt)

Ein kritischer Blick auf den Trend

Aber die Beliebtheit von TikTok-Trends, die in der Öffentlichkeit aufgenommen werden, wirft einige Fragen auf. Zum einen kann die Aufnahme von Videos in öffentlichen Verkehrsmitteln und an anderen überlaufenen Orten die Privatsphäre und den Komfort der Mitmenschen beeinträchtigen. Das Ignorieren der Blicke und Reaktionen anderer Menschen, wie im Fall vom „Tube Girl“, kann als rücksichtslos angesehen werden.

Ein weiterer Aspekt, der kritisch betrachtet werden sollte, ist die Rolle des Aussehens und der sozialen Wahrnehmung bei der Viralität solcher Trends. Das „Tube Girl“ ist zweifellos selbstbewusst und talentiert, aber es ist schwer zu sagen, ob ihr Erfolg genauso groß gewesen wäre, wenn sie nicht den ästhetischen Standards entsprochen hätte, die von der Gesellschaft oft bevorzugt werden. Schönheit und Attraktivität spielen meist eine wichtige Rolle in der Online-Bekanntheit, und dies kann zu einer verzerrten Darstellung von Erfolg und Selbstbewusstsein führen.

Insgesamt sind in der Öffentlichkeit aufgenommene TikToks zweifellos unterhaltsam und können dazu beitragen, Selbstausdruck und Selbstbewusstsein zu fördern. Dennoch sollten sie mit Rücksicht auf die Privatsphäre und die soziale Dynamik in öffentlichen Räumen betrachtet werden. Es ist auch wichtig, die Rolle von Schönheitsnormen und sozialer Wahrnehmung in der Viralität dieser Trends zu hinterfragen.

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Bildquelle: maxime caron via Unsplash; CC0-Lizenz