„Girl“-Trends: Warum sich erwachsene Frauen nicht länger als „Girls“ bezeichnen sollten

„That Girl“, „Girl Math“, „Lazy Girl Job“ und „Girl Dinner“ – kurzum „Girl“-Everything ist der neueste Schrei auf Tiktok. „Girl“-Trends sind zwar lustig gemeint, stilisieren Frauen aber zu kleinen, verantwortungslosen Mädchen.

Disclaimer: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Meinungsbeitrag, der subjektive Standpunkte der Autorin enthält.

Viele haben 2019 zum ersten Mal mit dem Slogan „Hot Girl summer“ Bekanntschaft gemacht, der von der Rapperin Megan Thee Stallion populär gemacht wurde. Phrasen wie „Girl Boss“ und „Girl Power” lassen sich bis in die frühen 2010er-Jahre zurückverfolgen. Auch im Jahr 2023 ist das Wort „Girl“ überall im Internet zu finden. Wir verwenden den Begriff zunehmend, um jede noch so banale Aktivität in unserem Leben zu beschreiben.

Wenn alltägliche Aktivitäten zu „Girl“-Trends werden

Sie scheint der Vorreiter aller „Girl“-Trends zu sein: „That Girl“. „That Girl“ steht um 7 Uhr morgens auf, kocht und isst ein veganes Frühstück, notiert ihre Gedanken in einem fein säuberlich gegliederten Tagesplaner, murmelt tagtäglich Affirmationen vor sich hin, trainiert in hübschen, aufeinander abgestimmten Outfits, trinkt grüne Säfte, ist produktiv, beruflich erfolgreich und findet irgendwie noch Zeit für Hautpflege, Meditation und Pinterest-perfekte Fotos. Die sozialen Medien haben uns diesen „Girl Boss“-Stil der Perfektion im Laufe der Jahre auf verschiedene Weise gezeigt und verkauft. Dieses Phänomen gilt als der erste virale „Girl“-Trend auf TikTok und hat unzähligen weiteren „Girl“-Trends den Weg geebnet.

Der neueste „Girl“-Trend, der sich seinen Weg durch TikTok, Twitter und Instagram bahnt, heißt „Girl Dinner“. Bei diesem Trend stellen Frauen völlig untypische   Snacks zusammen und nennen das Ganze ihr „Girl Dinner“. Überall in den sozialen Medien haben Frauen ihre verschiedenen Versionen von „Girl Dinner“ geteilt – von Päckchen mit Doritos bis hin zu bunt zusammengestellten Wurstplatten. „Girl Dinner“ ist jedoch nicht neu. Wie die Journalistin Talecia Vesico feststellte, handelt es sich bei dem Trend um eine wiederbelebte und umbenannte Version des Memes „Depression Meals“ (deutsch: „Depressionsmahlzeiten“).

Diese Vergeschlechtlichung alltäglicher Aktivitäten ist allgegenwärtig. Sogar das Rationalisieren von leichtsinnigen Anschaffungen, etwas, das fast jeder, egal welchen Geschlechts, tut, wurde als „Girl Math“ bezeichnet. So beschreibt beispielsweise eine Userin, dass alle Investitionen unter 5 Euro praktisch gesehen „kostenlos“ sind. Nach der Mädchenmathematik ist etwas, das man mit Bargeld bezahlt, im Grunde kostenlos. Wenn du nicht die Voraussetzungen für den kostenlosen Versand erfüllst, verlierst du Geld, und wenn du ein Kleidungsstück zurückgibst, hast du an diesem Tag Geld verdient – alles dank #girlmath.