„Girl“-Trends: Warum sich erwachsene Frauen nicht länger als „Girls“ bezeichnen sollten

„Girl“-Trends: Infantilisierung oder Empowerment?

Während die „Girlifizierung“ von Frauen oberflächlich betrachtet wie eine ermächtigende Bewegung erscheinen mag, ist sie im Grunde das genaue Gegenteil. Indem sie die Vorsilbe „Girl“ an verschiedene Wörter anhängen, rechtfertigen Frauen ungesunde Essgewohnheiten, leichtsinnige Anschaffungen und romantisieren alltägliche oder sogar gefährliche Aktivitäten.

Die unzähligen „Girl“-Trends spiegeln die Unsicherheiten des Erwachsenwerdens wider, nur dass sich die Frauen in diesen Trends nicht an flüchtige Momente des Erwachsenseins klammern, sondern an ihr Mädchensein. Es ist fast so, als würden sie sich selbst infantilisieren, um mit den Herausforderungen des Erwachsenseins im Kapitalismus fertig zu werden, in dem traditionellere Meilensteine des Erwachsenseins wie der Kauf eines Hauses und ein existenzsicherndes Einkommen unerreichbar geworden sind.

Natürlich sind die Trends gut gemeint: Es geht schließlich um die Alltagserfahrungen, die uns als Frauen verbinden, und die Fähigkeit, auch mal über sich selbst lachen zu können. Aber das ändert leider nur wenig daran, dass die „Girl“-Trends uns selbst klein machen – zu Mädchen, die es eben nicht besser wissen und von der Welt nicht ernst genommen werden müssen.

Einige Userinnnen wittern die Gefahr, dass die viralen „Girl“-Trends stereotype Geschlechterrollen festigen. Sie zeigen nämlich Frauen, die nicht mit Geld umgehen können, unwissend sind und gemansplaint werden müssen, „flapsing“ und niedlich sind, um Anerkennung zu bekommen. Die „Girl“-Trends betonen, dass wir unseren männlichen Counterparts keineswegs ebenbürtig sind und nicht mit ihnen auf Augenhöhe existieren. Aus genau diesem Grund sollten wir alle aufhören, uns selbst als „Girls“ zu bezeichnen. Wir müssen einen Weg finden, die Weiblichkeit zu feiern, ohne sie zu untergraben. Schließlich sollte Empowerment nicht auf Kosten der Zementierung überholter Stereotypen gehen.

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Bildquelle: Anna Shvets via Pexels; CC0-Lizenz