Netflix-Studie: Wie gut ist das Sexleben der Deutschen?

Frei, aufgeklärt und unbeschwert oder doch eher prüde und schambehaftet? Eine repräsentative Umfrage von Netflix und F/A/Q gibt Aufschluss darüber, wie Deutsche ihr Sexleben empfinden. Die Ergebnisse zeigen: Zumindest die Hälfte der Deutschen ist zufrieden mit ihrem Sexleben – auch wenn das Thema „Spaß am Sex“ in der Aufklärung für viele zu kurz kommt.

Passend zum Start der vierten und finalen Staffel der Serie Sex Education veröffentlichte Netflix gemeinsam mit den Expert*innen für gesundheitliche Aufklärung junger Menschen von „F/A/Q – The Better Health Group“ den deutschen Sex-Report. Die Umfrage untersucht, wie offen die Deutschen tatsächlich mit Sex und Sexualität umgehen. Dabei dreht sich alles um die Themen Scham, sexuelle Aufklärung und das eigene Sexleben. Mehr als 10.000 Deutsche ab 16 Jahren wurden zu ihrem Umgang mit Sexualität befragt. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Altersgruppe zwischen 16 und 19 Jahren.

Sex Education – Aufklärung im stillgelegten Klohäuschen

Die von Expert*innen und Medien vielfach gelobte Serie liefert Inspirationen dafür, wie eine zeitgemäße Aufklärungsarbeit aussehen kann – nicht zuletzt, indem sie sexuelle Probleme von Teenagern humorvoll, aber einfühlsam darstellt. Aber Sex Education zeigt auch, wie schwierig es sein kann, über ein so schambehaftetes Thema wie Sexualität zu sprechen und wie wichtig Unterstützung und Informationen für Jugendliche sind. Doch wie cringe ist es eigentlich noch, über Sex zu reden? Und wie offen sind die Deutschen im Umgang mit intimen Themen? Genau diese Fragen soll die Studie beantworten.

Prüderie auf dem Prüfstand

Das Ergebnis der Umfrage ist überraschend modern und optimistisch. Die befragten Deutschen geben sich aufgeklärt, zufrieden und offen, was ihr Sexleben angeht. Scham für ihre sexuelle Lust empfinden lediglich 19 Prozent der Deutschen. Die gegenseitige sexuelle Befriedigung hat hohe Priorität. Rund 80 Prozent halten sich für achtsam gegenüber den Wünschen ihres Gegenübers. Ebenso ist eine große Mehrheit (76,4 Prozent) davon überzeugt, dass sich ein offener Umgang mit sexueller Lust positiv auf die mentale Gesundheit auswirkt.

Nach wie vor sind Schule und Familie unverzichtbare Instanzen der Aufklärung: Etwa die Hälfte der Befragten (47,4 Prozent) wurde hauptsächlich in der Schule aufgeklärt. In zwei von drei Familien fällt es den Eltern leicht, ihren Nachwuchs sexuell aufzuklären. Wenn es Probleme gibt, liegt das meist an der Unsicherheit über den richtigen Zeitpunkt, eigener Scham oder – „Ihh, Mama!“ – an der Verweigerung der Kinder.

Bild: Netflix Sex-Report

Knapp einem Drittel der Gen Z ist die eigene Lust peinlich

Obwohl der Generation Z der ethische und achtsame Umgang mit Sexualität wichtig ist (31,5 Prozent) und Themen wie sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität mehr im Fokus stehen als früher (25 Prozent), schämen sich 30,6 Prozent der Jugendlichen für ihre sexuelle Lust und Vorlieben. „Dass ein Drittel der jungen Menschen Scham für ihre Lust empfindet, ist aus Sicht einer gesunden Aufklärung bedenklich. Selbstbewusste Entscheidungen, auch im Umgang mit Sexualität, setzen einen schamfreien Zugang zu Aufklärung und Gesundheitsthemen voraus“, sagt Roman Malessa, Director Health Access bei F/A/Q dazu. „Humor wie bei Sex Education kann dabei ein sehr wirksamer Weg sein, um Schamgrenzen einzureißen und notwendige Gespräche zu ermöglichen.“