FDP gibt sich das Label „klimaneutral“: Wie viel ist wirklich dran?

Wenn es unglaublich klingt, dann liegt das vielleicht daran, dass es nicht ganz so einfach ist: Die FDP sieht sich als die erste (und bislang einzige) „klimaneutrale Fraktion“ im Deutschen Bundestag. Aber die Art und Weise, mit der die FDP dieses Ziel erreicht haben will, ruft Umweltschützer*innen auf den Plan.

Diesen Titel hat man sich bei der FDP schon vor ein paar Jahren selbst verliehen, nun hat man ein neues Zertifikat nachgeliefert. Zusammen mit dem deutschen Non-Profit-Unternehmen For Tomorrow will die Partei ihren CO2-Ausstoß in Höhe von 388,9 Tonnen komplett kompensiert haben. Aber wie funktioniert das und macht das die Partei wirklich klimaneutral?

Der europaweite Handel mit Emissionsrechten

Der Klimaschutz von For Tomorrow sieht wie folgt aus: Das Unternehmen kauft der Wirtschaft CO2-Emissionsrechte ab und legt diese still. Da in der Europäischen Union Energieversorger, Großindustrie und Fluglinien nur dann CO2 ausstoßen dürfen, wenn sie dafür entsprechend begrenzt verfügbare Verschmutzungsrechte kaufen, zwinge man große CO2-Emittenten mit dieser Verknappung dazu, weniger auszustoßen und treibe so die Industriewende und den Klimaschutz voran.

Die FDP habe nun ihren jährlichen CO2-Fußabdruck für 2022 auf rund 389 Tonnen geschätzt. Dort sollen Dienst- und Auslandsreisen, Arbeitswege, Dienstfahrzeugemissionen, Büromaterialien sowie der Energieverbrauch (sowohl in allen Bundestagsgebäuden als auch im Homeoffice und bei Parteiveranstaltungen) mit einfließen. Diese Emissionen habe man mit dem Kauf von 388,9 Emissionsrechten (EUA) über For Tomorrow kompensiert, was die FDP nach eigener Logik klimaneutral mache.