
Die Gen Z befreit sich vom Handy-Zwang, kettet Smartphone an die Wand
Für viele gilt: Ob morgens am Frühstückstisch, tagsüber in der Schule oder auf der Arbeit, oder noch abends vor dem Einschlafen – das Smartphone darf nicht fehlen. Teile der Gen Z wollen sich dieser Abhängigkeit entziehen. Ausgerechnet eine alte Lösung soll das neue Problem beheben.
Smartphones sind verdammt nützliche Geräte, doch gerade dieser Umstand wird auch zum größten Problem. Dadurch, dass man sie eben für so vieles nutzen kann und sie bequem in die Hosentasche passen, legen sie viele auch nur sehr ungern beiseite. Dies kann aber in einer regelrechten Nomophobie münden – der Angst davor, vom Smartphone getrennt zu sein.
Die Gen Z erfindet das Festnetz neu
Um sich dieser Abhängigkeit zu entziehen, sind laut einem Bericht von Business Insider jetzt vor allem Teile der Gen Z auf der Suche nach neuen Umgangsformen. Eine solche stellt die 24-jährige Technik- und Kulturautorin Tiffany Ng aus New York vor. Sie hatte das Gefühl, viel zu viel Zeit mit dem Anstarren des kleinen Bildschirms zu verbringen – ein Gefühl, das laut einer Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2022 rund 81 Prozent der Amerikaner unter 30 Jahren teilen. Ihre Lösung: Aus dem Mobil- wieder ein Festnetztelefon machen. Ng kettete ihr Handy an eine Wand.
Zoomer und Millenials teilen den Wunsch, aus dem Handy ein Festnetztelefon zu machen – wenn auch nur ein provisorisches. Ganz aufs Smartphone und dessen Vorzüge verzichten, das wollen viele nicht. Andere greifen hingegen direkt zu sogenannten „Dumb Phones“, also Handys älterer Bauart. Diese können oft nicht mehr als telefonieren oder SMS versenden. Das Ziel ist es, die tägliche Nutzungszeit auf ein Minimum zu reduzieren.
- Bei einer Umfrage von Pew Research im Jahr 2023 gaben 62 Prozent der Befragten unter 30 Jahren an, „fast ständig“ online zu sein
- In Deutschland ergab eine Deloitte-Studie aus dem Jahr 2024, dass vor allem jüngere Leute ihre Smartphone-Nutzung als „definitiv zu viel“ einschätzen. Immer mehr Menschen würden sich des ungesunden Ausmaßes bewusst
Aus den Augen, aus dem Sinn
Es macht schon einen großen Unterschied, in bestimmten Situationen etwas Abstand vom Handy zu gewinnen. Dies zeigte eine Studie, in der Teilnehmer*innen Aufgaben erledigten, während sich ihr Handy entweder mit dem Display nach unten auf dem Schreibtisch, in der Tasche oder in einem anderen Raum befand. Das Ergebnis: Diejenigen, die ihr Smartphone in einem anderen Raum aufbewahrten, schnitten im Test am besten ab.
Wenn es von einem getrennt ist, ist das die einzige Zeit, in der man aufhört, wirklich an sein Handy zu denken.
Yalda Uhls, Forschungspsychologin
(Quelle: Business Insider)
Business Insider sprach zudem mit drei jungen Erwachsenen. Sie erzählten alle dasselbe: Seit sie ihr Handy nicht immer bei sich tragen, hätten sich ihre Bildschirmzeit und Lebensqualität drastisch verbessert.
Die Freiheit, aufs Smartphone verzichten zu dürfen
Die 31-jährige Maddie DeVico hat aus Ton ihre eigene Dockingstation fürs Handy gebastelt. Am Ende eines jeden Arbeitstages legt sie es dort hin. Seitdem fühle sie sich freier. „Sobald ich damit anfing, mein Handy wegzulegen, griff ich nicht mehr ständig danach. Ich bemerkte einfach diese geistige Freiheit, die mit dem Weglegen der Verbindung einherging. Es war eine Art verrückte Veränderung.“
Tiffany Ng beschreibt, wie sie plötzlich begann, ihre Umgebung klarer wahrzunehmen, als das Handy einmal außer Griffweite war: „Ich möchte nicht überdramatisch klingen, aber gegen Ende fühlte es sich wirklich so an, als würde ich in gewisser Weise wieder ins wirkliche Leben eintreten.“
Catherine Goetze, die Gründerin von CatGPT – einer Online-Medienmarke, die sich auf KI-Bildung spezialisiert – hat eine andere Lösung für sich entdeckt.
- Goetze kaufte sich ein altes Telefon mit Drehscheibe, das sie mit einigen Spezialteilen in ein Bluetooth-Gerät verwandelt hat.
- Dieses ist mit ihrem Handy verbunden und klingelt, wenn sie dort einen Anruf erhält.
- So wird sie weiterhin über eingehende Anrufe informiert, ohne von anderen Benachrichtigungen ihres Telefons abgelenkt zu werden.
„Es ist nicht realistisch, sein Smartphone in einen Fluss zu werfen“, sagte Goetze. Aber es gebe dennoch Möglichkeiten, ein gewisses Maß an Ausgeglichenheit zu erreichen.
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