Nomophobie: Die Angst, nicht erreichbar zu sein

Der Akku deines Smartphones hält im besten Fall nur noch ein paar Minuten durch und es ist weit und breit keine Lademöglichkeit in Sicht – eine schreckliche Vorstellung! Die Angst davor, auf das Smartphone verzichten zu müssen, hat nun einen Namen: Nomophobie.

Schließlich ist es zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden: 78 Prozent der Menschen in Deutschland besitzen ein Smartphone, die durchschnittliche Nutzungszeit beträgt rund drei Stunden und 49 Minuten pro Tag. Da unser Smartphone zudem immer mehr Funktionen in sich vereint, wird auch unsere Abhängigkeit davon größer – bis der Punkt der Nomophobie erreicht ist und uns der Verzicht Angst bereitet.

Definition

Nomophobie steht für „no mobile phone phobia“. Sie tritt vor allem bei exzessiver Smartphone-Nutzung auf und beschreibt die Angst, vom eigenen Smartphone getrennt zu sein.

So steht es in einem Bericht der PFH Private Hochschule Göttingen, die eine Nomophobie-Studie mit deutschen Proband*innen durchgeführt hat. Da es bisher kein geprüftes diagnostisches Instrument für die Feststellung einer Nomophobie gibt, haben sich die Forscher*innen eines international bereits häufig eingesetzten Fragebogens bedient. Dieser erfasst die Stärke eines „Smartphone-Entzugs“ anhand von vier Kategorien:

1. „Nicht kommunizieren können“

2. „Verbindungsverlust“

3. „Nicht auf Informationen zugreifen können“

4. „Komfortverzicht“

Das hat die Studie herausgefunden

Fast die Hälfte der Proband*innen (49,4 Prozent) wiesen ein mittleres Maß an Nomophobie auf, eine schwere Nomophobie machte sich bei 4,1 Prozent der Teilnehmenden bemerkbar. Frauen scheinen außerdem stärker betroffen zu sein als Männer: Der Durchschnittswert der Männer betrug 54, der der Frauen 63. In den Kategorien „Nicht kommunizieren können“ und „Komfortverzicht“ zeigten Frauen zudem deutlich höhere Werte auf als Männer. Den Grund hierfür sehen die Forscher*innen in einem bei Frauen stärker ausgeprägten Bedürfnis nach sozialen Beziehungen und Kommunikation, welches zu einer vermehrten Nutzung des Smartphones für diese Zwecke führt – und dadurch zu einem höheren Nomophobie-Score.

„Geht das Handy verloren oder ist man aufgrund eines Funklochs oder eines leeren Akkus kurzzeitig nicht erreichbar, kommt es zu einem subjektiv verschobenen, übermäßigen Angstempfinden“

Prof. Dr. Yvonne Görlich (Quelle: PFH-Bericht)

Im Gegensatz zu einer Smartphone- oder Internetsucht handelt es sich bei der Nomophobie um eine Angststörung und nicht um eine Suchterkrankung. Sie hängt also vielmehr mit dem Phänomen der FOMO („Fear of missing out“) zusammen als mit einer Smartphone-Abhängigkeit. In früheren Studien wurden zudem Zusammenhänge mit Einsamkeit, Depression, Ablenkung und verminderter Impulskontrolle festgestellt, wie man ebenfalls dem PFH-Bericht entnehmen kann. Offiziell als Angststörung anerkannt ist die Nomophobie bislang nicht.

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Bildquelle: Camilo Jimenez via Unsplash, CC0-Lizenz