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Generation Dauer-Single: Wer kümmert sich im Alter um uns?

Von Patricia Hempel

Immer mehr Menschen leben alleine und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Das wäre an sich kein Grund zur Sorge, gäbe es da nicht diese eine kleine Sache: Alleine leben birgt immer auch ein bisschen die Gefahr, zu vereinsamen. Und irgendwann kann es dann passieren, dass wir zu den Menschen gehören, die einfach vergessen wurden.

Man male sich folgendes Szenario in der Zukunft aus: Du lebst alleine und die Zeiten, in denen du fit und gesund warst, hast du schon länger hinter dir gelassen. Es kommt der Tag, an dem du kurz unvorsichtig bist und über deinen Teppich stolperst. Du fällst hin und kannst aus eigener Kraft nicht mehr alleine aufstehen. Da liegst du dann. Deine Kinder leben längst ihr eigenes Leben, deine Enkel kommen höchstens an Weihnachten vorbei, deine Geschwister und Freunde sind selbst alt und gebrechlich und irgendwie ist der Kontakt auch schon länger abgerissen. Dir bleibt also nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass irgendwer dich findet. Schließlich bricht die Polizei die Türe auf – deine Postbotin hatte bemerkt, dass dein Briefkasten schon länger aus allen Nähten platzt, weil du in deinem Zustand den Weg dahin auch nicht mehr geschafft hast. Du wirst ins Krankenhaus gebracht und anschließend von dort in ein Pflegeheim in der Nähe. Dort verbringst du deine Zeit alleine – als Fremde unter Fremden. Keine schöne Vorstellung, oder? Aber genau solche Szenen spielen sich täglich irgendwo in Deutschland ab.

 

Warum wir vor allem im Alter alleine leben

 

Der deutsche Soziologe Norbert Elias schrieb bereits im Jahr 1982 „Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen“ und kam zu dem Schluss, dass der Mensch ohne bedeutsame Beziehungen nicht existieren kann. Letzten Endes ist der Mensch nur das, was er für andere Menschen bedeutet: „[…] Was von ihm überlebt, ist das, was er anderen Menschen gegeben hat, was in ihrer Erinnerung bleibt.“ Für Elias sind Menschen, in Situationen wie oben beschrieben, die zwar in Krankenhäusern und Pflegeheimen versorgt sind, aber nicht mehr wirklich erreicht werden, der Inbegriff des Alleingelassenseins. Diesen Menschen gingen im Lauf ihres Lebens jene Beziehungen, die so wichtig für das soziale Überleben sind, einfach verloren.