Vaterrollen, Gewalt und Toxic Masculinity: Die Benachteiligung von Männern in der Gesellschaft

Für einen großen Teil der Gesellschaft ist es immer noch ein Tabu-Thema: Gewalt gegen Männer, ganz besonders im Haushalt. Nur wenige Studien beschäftigen sich überhaupt mit dem Thema und Hilfsangebote sind rar gesät. Das Problem ist ein tieferliegendes, denn unter den noch immer gängigen Stereotypen leiden besonders diejenigen, die nicht in dieses Bild passen.

Männer sollen keine Schwäche zeigen, ihre Gefühle stets unterdrücken – selbst wenn es wehtut. Männer müssen immer über alles die Kontrolle haben, wenn sie nicht als Versager oder Nichtsnutz abgestempelt werden wollen. Männer sollen keine Hilfe von anderen annehmen, sondern alles aus eigener Kraft schaffen. Das sind nur einige der „Werte“, die noch heute fest in dem Bild von Männlichkeit verankert sind.

Toxische Männlichkeit – ein gefährliches Rollenbild

Toxische Männlichkeit umfasst die zu Beginn genannten Wesenszüge, auf denen das traditionelle, stereotypische Männerbild basiert. Dabei kann der Begriff etwas irreführend sein: Es geht nicht darum, Männer generell als toxisch zu bezeichnen. Die toxischen Verhaltensweisen sind nämlich anerzogen, nicht angeboren, und Männer leiden nicht minder darunter.

Männer vermeiden Arztbesuche und schweigen viel lieber, wenn sie starken psychischen Belastungen, häuslicher oder sonstiger Gewalt aller Art sowie Depressionen ausgesetzt sind. Das Ergebnis schlägt sich in Krankheits- und Selbstmordstatistiken nieder. Laut dem Statistischen Bundesamt sind im Jahr 2019 mehr als drei Viertel aller Suizide von Männern verübt worden:

MännerFrauen
68422199
Zahl der Suizide 2019 nach Geschlecht aufgeschlüsselt. Diese Tabelle beachtet nicht die Zahl an Suizidversuchen.

Und seit wann ist es eigentlich in Ordnung, die Gesundheit von Männern so wenig ernst zu nehmen? Wenn wir denn mal krank werden, dann haben wir die „Männergrippe“, ja klar.

Durch den fahrlässigen Umgang mit der männlichen Gesundheitsvorsorge bleiben gefährliche Krankheiten viel häufiger über lange Zeit unentdeckt. Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern und die am zweithäufigsten tödlich verlaufende Tumorerkrankung. Bei einer frühzeitigen Erkennung würden die Heilungschancen enorm steigen, doch ein Arztbesuch ist für viele Männer immer noch mit dem Stigma der „Schwäche“ oder „Weichheit“ verbunden. „Dir passiert schon nichts“ oder „Das wird schon wieder“ hört man(n) viel zu häufig.

Bei Frauen stößt der Ausbruch aus alten Rollenbildern (zumindest in Deutschland) auf viel größere Akzeptanz – und das ist gut so! Zeit, dass wir hier den gleichen Schritt gehen.