Girlhood-Musik gegen Misogynie: Henriette II verzaubert mit ihrem „Book Boyfriend“
Jane Austen und New-Adult-Romane, Taylor Swift als Vorbild und Töne einer Disneyballade – diese Duos passen zusammen wie die Viertelfranzösin aus dem Saarland. Ladies and Gentlemen, hier ist Henriette II.
ZEITjUNG sprach mit der Musikerin über glitzerndes Kopfsteinpflaster, wie man Songwriting lernt und ihre Musicalrolle der Wednesday Addams.
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Mit „Château“ hast du dich als Henriette II, wie man so schön sagt, „auf die Map“ gebracht. Ein anderer Song des Sommers von dir heißt „Vive La France“. Nun geht es in deiner aktuellen Single, dem treibenden, mitreißendem „Book Boyfriend“, nach Camden Town. Du bist ja auch ein großer „Bridgerton“-Fan – was war für dich ausschlaggebend, diesen Song nach Großbritannien zu verlegen?
Henriette II: Abgesehen davon, dass London die perfekte Szenerie fürs herbstliche Daydreaming bietet, basiert der Song tatsächlich auf einer echten Begegnung. Ich habe in London mal einen Boy getroffen, bei dem mir sofort klar war, dass er ein Player ist. Er sagte die sweetesten Dinge und versprach mir never ending „Bridgerton“-Vibes. Ich wusste, dass das alles gespielt war – aber genau deshalb hat es so viel Spaß gemacht, mich darauf einzulassen.
Der erste Kuss fiel in Camden Town bei Nieselregen. Das Kopfsteinpflaster glitzerte silbern, aus irgendeinem Laden leuchtete ein pinker Neonmond und ich fühlte mich wie in einer modernen Shakespeare-Romanze. Eine, die ich lächelnd in Erinnerung behalte, weil ich mich nicht darin verloren habe, sondern ganz bewusst in die Fantasy eingetaucht bin. „Book Boyfriend“ ist ein Song für alle, die gerne tagträumen und dazu abtanzen, eine Mischung aus Eskapismus und Realismus. Genau das liebe ich auch an Bridgerton: die opulente Pastellästhetik, die aber trotzdem Raum für gesellschaftliche und politische Themen lässt.
Du bist eigentlich ununterbrochen auf der Bühne, als Musicaldarstellerin und Theaterschauspielerin – wie viel Zeit bleibt dir da für dein eigenes Projekt?
Henriette II: Zum Glück eigentlich ziemlich viel, weil ich mir die Zeit dafür ganz bewusst nehme. An freien Tagen bin ich oft im Studio, schreibe Songs oder plane Shootings und neuen Content. Kreativ zu sein entspannt mich extrem und gibt mir gleichzeitig Energie zurück. Es gibt nichts Schöneres, als nach einer intensiven Theaterphase nach Hause zu kommen und Raum für neue Songs und Ideen zu haben.
Obwohl du bis 2019 extrem erfolgreich auf den Musicalbühnen Deutschlands warst, hast du dich damals für eine Pause entschieden. Erzähl uns doch bitte ein bisschen über deine Zeit in Nashville!
Henriette II: Yes. Der Hauptgrund für meine Pause war, dass ich das Gefühl hatte, in meinen Musicalrollen nicht genug eigene Spuren hinterlassen zu können, um es mal dramatisch, aber auch ehrlich zu sagen. Man gibt natürlich immer viel von sich in eine Rolle, nur war mir das nicht genug. Ich wollte etwas erschaffen, das nur ich erschaffen kann.
Also folgte ich dieser inneren Stimme, flog allein nach Nashville, blieb ein paar Monate und bildete mich im Songwriting weiter. Nashville ist dafür ideal, neben New York und L.A. ist es DIE amerikanische Stadt, in der man Songwriting von der Pike auf lernt.
Plus: Ich hatte das Glück, dort auf Menschen zu treffen, die mich ernst genommen und mit mir geschrieben haben. Nashville an sich ist einfach der Burner, die Stadt sprudelt nur so vor Kreativität, gleichzeitig hat sie eine Leichtigkeit, die nichts mit Oberflächlichkeit zu tun hat: Die Leute dort arbeiten hart, aber mit einem Spirit, der sich frei und boundless anfühlt. Das hat mich nachhaltig geprägt – dieses Gefühl, dass alles möglich ist, wenn man daran festhält und es gleichzeitig loslässt.