Eine Idee Liebe: Wenn die Hosen fallen – Die Liebe und ihre Spielregeln

Die romantische Liebe ist zum zentralen Motiv unserer Paarbeziehungen geworden. Dass sie der Kitt zweier Menschenleben ist, ist dabei eine noch recht junge Erfindung. Seitdem hat sich viel getan. In dieser Kolumne beschäftigen sich unsere zwei Autorinnen Lena und Rahel mit dem Ursprung der romantischen Liebe. Wo kommt sie her, wo will sie hin? Ist die Liebe zwischen Swipe links und Swipe rechts nur noch ein Produkt der Liebesökonomie?

Die Liebe ist ein Spiel und wie das so mit Spielen ist, laufen sie nicht immer fair ab. Sätze wie „Gehe nach Mittwoch Abend kein Date mehr ein“ oder „Schreibe ihm nie zuerst“ zwängen die Geschlechter in klare Rollen. Die Frau wird zur Gejagten, der Mann zum Jäger. Doch warum scheinen in diesem Spiel eigentlich ausgerechnet die Männer die Hosen anzuhaben?

Ein bekanntes Datingsprichwort seitens der Frauen lautet: „Willst du gelten, mach dich selten.“ Überspitzt ausgedrückt bedeutet das Sprichwort so viel wie: „Liebe Frauen, wenn ihr einen Mann und am besten gleich eine Beziehung haben wollt, dann lasst es euch nicht anmerken. Haltet mit euren Absichten hinterm Berg, egal was ihr tut, hütet euch davor, nicht allzu bedürftig zu wirken. Denn sonst wird auch der letzte Mann ganz schnell zum Sprintkönig und das wollen wir ja alle nicht.“ Eine Frau, die zu viel Interesse zeigt, gilt bekanntlich als uninteressant, als leichte Beute, die einfach zu manipulieren ist. Das Leben der Frau erstreckt sich zwischen Ja und Nein, wenn sie den Mann nicht abschrecken möchte. Sich der Zuneigung des Mannes anzunehmen oder sie zu verweigern, das sind oftmals ihre einzigen Wahlmöglichkeiten, um auf dem Markt der Liebe interessant zu bleiben. Die Liebe ist ein Spiel, das unfair beginnt. Denn auch wenn es heißt, dass in der Liebe und im Krieg alles erlaubt sei, scheint das Spiel nicht ganz gerecht und bekommt bei Betrachtung der Spielregeln einen faden Nachgeschmack. Das niedliche Vorspiel verwandelt sich somit zu einem Kampf der Geschlechter, bei dem die Frauen oftmals den Kürzeren ziehen. „Wer sich [also] einen Mann angeln will, sollte brav den Mund halten und die Spielregeln befolgen“, so Charlotte York in der US-Serie Sex and the City.

Schon klar, das klingt alles sehr dramatisch und ich beschreibe es auch etwas überspitzt. Aber dennoch: Wenn ich mich an meine Jugend zurückerinnere und an die Geschichten meiner Freundinnen, dann waren solche Gedanken immer irgendwie mit dabei. Der nächste Zug musste wohl überlegt sein, die zu sendende Nachricht hatten mindestens noch zwei weitere Freundinnen gelesen, bevor sie abgeschickt wurde. Und heute? Ich bin nun in einer Beziehung. Doch ich glaube, dass es noch vielen Frauen genauso geht. Etwas Grundlegendes scheint hier faul zu sein, an diesem Spiel zwischen Frau und Mann. Aber woher kommt dieses Ungleichgewicht der Machtverhältnisse?