Eine Idee Liebe: Wenn die Hosen fallen – Die Liebe und ihre Spielregeln
Warum sind bindungswillige Frauen bei der Partnersuche im Nachteil?
Eine Antwort darauf versucht die Sozialwissenschaftlerin Eva Illouz in ihrem Buch Warum Liebe weh tut zu liefern. Ein Problem scheint offensichtlich, die in den Konsum geratene Sexualität zu sein, die sich in einen endlos wirkenden Markt eingeschlichen hat. Das ökonomisch wertvollste Gut ist demnach ein solches, das selten und nur schwer zu bekommen ist.
„In einem Markt, der im Wesentlichen von den Männern beherrscht wird, gibt eine Frau, die großzügig Sex anbietet […] zu viel her. Die Gefühlswelt der Frauen wird von Männern über ein emotionales Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, Überfluss und Knappheit dominiert: Ein im Überfluss vorhandenes Gut erzeugt ein Übermaß an Auswahlmöglichkeiten. […] Ein Übermaß macht es schwierig, Wert beizumessen. Knappheit hingegen ermöglicht eine rasche Wertzuschreibung“, so Illouz.
Alles Angebot und Nachfrage?
Gleichzeitig gilt, dass die Fähigkeit, eine Entscheidung zu treffen, abnimmt, je höher das Angebot potentieller Sexpartner*innen ist. Es scheint so, als sei die Liebe zu großen Teilen ökonomisch geworden. Und diese Verwirtschaftlichung des Gutes „Liebe“ liegt zum einen an der Reduzierung des Menschen auf seinen Körper, also die Sexualisierung von Frauen und Männern in den Medien, und zum anderen daran, dass die gelebte Sexualität freier geworden ist.
Das Problem entsteht hierbei erst, wenn man Frauen und Männer nach ihren jeweiligen Absichten befragt. So geht daraus hervor, dass Frauen wesentlich häufiger und schneller bereit sind, sich auf eine feste Beziehung einzulassen. Gleichzeitig können die Männer aus einem immer größer werdenden Pool fischen, während die Frauen ab einem gewissen Alter zum Zugzwang kommen, zwingt sie doch die biologische Uhr dazu, sich irgendwann festzulegen und sich zu binden, wenn die Familienplanung glücken soll. Aus den genannten Gründen geht hervor, warum das Liebesspiel zwischen Mann und Frau nicht ganz ausgeglichen ist und es sich schnell in ein Katz -und Mausspiel verwandelt, sobald der Mann sich als Katze enttarnt und der Frau nur noch die Rolle der Maus übrigbleibt. Der allgemeinen Meinung nach schließt sich der höheren Bindungsbereitschaft der Frauen eine erhöhte Bindungsangst der Männer in das komplexe Liebesgeflecht an. Unschwer lassen sich hier die gegensätzlichen Absichten erkennen.
Illouz hat in ihrem Buch nicht nur die Problematik der Liebeswerdung zwischen Frau und Mann untersucht und ausführlich geschildert. Die Sozialwissenschaftlerin erklärt auf knapp 550 Seiten, welchem enormen Druck sowohl Männer als auch Frauen im modernen Zeitalter des Kapitalismus ausgesetzt sind. Die Verwirtschaftlichung der Gefühle lässt die Liebe zum Konsumgut verblassen und die daraus resultierende emotionale Ungleichheit der Geschlechter bringt gegenteilige und verschobene Absichten hervor, deren Schnittmenge ungleich gleich ist.
Die Folge:
Wenn Frauen einen Lebenspartner finden wollen, fühlen sie sich dazu genötigt, ihre Absichten zu kaschieren und die Katze in einem Jagdspiel aus ihrem Schlaf zu wecken. Dabei noch interessanter als die unzählig anderen Wahlmöglichkeiten zu sein, denn die im Vorteil sitzende Katze ist wählerisch. Letztendlich ist die Welt für denjenigen, der die Hosen anhat, ein großes Schlemmerbuffet, indem man sich austoben und nach Belieben manipulieren kann.
Illouz beschreibt hier einen klaren Trend, der sicherlich nicht überall gelten muss, dessen Strukturen jedoch deutlich vorliegen. Was das für die Zukunft bedeutet, bleibt abzuwarten.
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Bildquelle: Anne Shvets auf pexels; CC0-Lizenz