Frau und Mann sitzen auf der Motorhaube eines Autos

LiebesLeben: Beziehungen im Kapitalismus – Was kostet mich deine Liebe?

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Der Kapitalismus ist unweigerlich Teil unser aller Realität, und das spiegelt sich nicht nur in unserem Konsumverhalten, sondern auch in unseren Denkmustern und Sprachgewohnheiten wider. Das gilt sogar für die Liebe – ein Lebensbereich, der eigentlich frei von Redewendungen und Gedanken sein sollte, die sich um Geld drehen.

Glücklicherweise leben wir nicht mehr im Jahr 2005, in dem es wahrscheinlich noch gängig war, leicht bekleidete oder sexuell aktive Frauen als billig zu bezeichnen. Während darüber hoffentlich zumindest weite Teile unserer Gesellschaft hinweg sind, gibt es so einige andere äußerst kapitalistische Worte und Phrasen, die uns erhalten geblieben sind.

Beispielsweise suchen wir unser Glück auf sogenannten „Partnerbörsen und sagen, dass jemand „vom Markt ist, wenn diese Person eine*n Partner*in hat.

Ich will nicht die pingelige Person sein, die sich an ein paar Redewendungen aufhängt. Und obwohl es sicher nicht falsch ist, dass der Kapitalismus für einen Großteil des Leids auf der Welt verantwortlich ist, liegt es mir normalerweise fern, ihn als das personifizierte Böse zu bezeichnen und ihn auch als Sündenbock für alles zu nutzen, was in unserem Privatleben schiefläuft.

Genau genommen geht es mir auch nicht um unsere Sprachgewohnheiten, sondern um unsere Denkmuster – inwiefern die nun mit unserer Sprache zusammenhängen oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen.

Aber spätestens dann, wenn wir unsere unter Liebeskummer leidenden Freund*innen mit den Worten „Er*Sie hat dich nicht verdient zu trösten versuchen, liegt die Vermutung nahe, dass wir die Liebe irgendwo tief in unserem Innern nicht als romantisches Gefühl, sondern als Transaktion betrachten: Ich gebe dir etwas, aber dafür möchte ich dasselbe zurückbekommen – naja, vielleicht nicht gänzlich dasselbe, aber zumindest etwas, das quasi auf den Cent genau denselben Wert hat.

Grundsätzlich ist es natürlich nicht falsch, Liebe als etwas zu betrachten, das man sich verdienen muss. Ohnehin ist es fraglich, inwieweit eine Selbstlosigkeit existiert, die völlig frei von Egoismus ist.

Aber die Liebe und die damit verbundenen Taten zum bloßen Prinzip von Leistung und Gegenleistung zu deklarieren, wird ihr sicher nicht gerecht. Denn in erster Linie sollte man doch mit jemandem zusammen sein, weil man das Beste für ihn oder sie will – und bereit ist, viel dafür zu geben.