„GossipTok“: Wenn deine Lästereien auf TikTok landen

Das Abhören von zufälligen, klatschsüchtigen Unterhaltungen war früher ein ziemlich harmloser Zeitvertreib. Dank TikTok können nun aber an öffentlichen Orten geschwätzige Menschen belauscht werden. „GossipTok“ macht ehemals private Gespräche nämlich öffentlich. Aber ist es ethisch vertretbar, die schmutzige Wäsche anderer Leute zu waschen?

„Ich hasse es, meine Nase in Dinge zu stecken, die mich nichts angehen, aber wenn dein Name Marissa ist, dann hör bitte zu“, beginnt ein TikTok mit 15,7 Millionen Views. „Ich bin gerade bei deinen Freunden vorbeigekommen und ich muss dir sagen, dass das Wochenende, an dem du weg bist, nicht die einzige Zeit ist, an der sie ihre Geburtstagsparty feiern können. Sie entscheiden sich für das Wochenende, an dem du weg bist, und das solltest du wissen.“

Das Video endet mit einer Aufforderung zum Handeln: „TikTok, hilf mir, Marissa zu finden.“ TikTok hat Marissa gefunden und sie hat sich von ihren Freunden getrennt. Auch wenn diese Geschichte ein glückliches Ende hat – Marissa gründete daraufhin einen Instagram-Account mit dem Namen @nomorelonelyfriends, der Menschen mit schlechten Freunden zusammenbringt und Treffen organisiert – wirft sie die Frage auf, ob TikTok uns in einen Haufen von Tratschtanten verwandelt.

Warum ist Tratschen gesund?

Die meisten Menschen tratschen, doch nicht alle geben es offen zu. Dabei kann das gelegentliche Ausplaudern von Geheimnissen sogar äußerst förderlich für die Gesundheit sein. Laut einer Studie von Wissenschaftlern von der Columbia Business School in New York ist Tratschen äußerst entlastend. Geheimnisse für sich zu behalten, stellt demnach eine echte Belastung dar, die Kraft und Energie raubt. Diese Belastung ist vergleichbar mit dem Tragen eines schweren Gewichts und macht andere Aufgaben subjektiv viel schwieriger.

Das Klatschen erfüllt auch weitere Funktionen: Es stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, dient der Unterhaltung und behandelt Themen, die an der Grenze des Akzeptablen liegen. Beim Tratschen etablieren Menschen gleichzeitig ihre Position in der Gesellschaft. Was ist angemessen? Was nicht? Fremdküssen auf der Weihnachtsfeier, außereheliche Affären, ungewollte Schwangerschaften, Firmenpleiten, Arbeitslosigkeit.