„Aber er liebt mich doch“: Gewalt in der Beziehung
Hoffentlich sieht niemand die blauen Flecken, hoffentlich haben die Nachbar*innen nichts mitbekommen und bestimmt war es einfach wieder nur ein Ausrutscher. Doch war es weder das erste noch das letzte Mal: Gewalt in der Beziehung ist kein Einzelschicksal.
Laut Daten des Bundeskriminalamts erlebten im Jahr 2021 ganze 143.604 Personen Gewalt innerhalb ihrer Beziehung. Somit sind 18,3 Prozent der insgesamt erfassten Gewaltopfer auf Gewalt in der Beziehung zurückzuführen.
Wenn das Zuhause zum Tatort wird
Die Taten finden zu Hause im geschützten Umfeld statt: So wird der Ort der Geborgenheit zum Tatort der Gewalt. Obwohl die Polizei laut eigener Angaben viele Möglichkeiten hat, gegen Täter*innen vorzugehen, meiden viele der Betroffenen die Polizei und erklären Verletzungen durch Unfälle im Alltag. Nur schwer kann man sich eigenständig aus gewaltvollen Beziehungen lösen. Hinzu kommt, dass Freund*innen teilweise nur schwer die ständige Rückkehr zum Partner oder zur Partnerin nachvollziehen können. Psychologische Unterstützung sollte definitiv in Anspruch genommen werden.
Spirale der Gewaltbeziehung
Der Blog re-empowerment, auf dem sich Frauen gegen Partnerschaftsgewalt einsetzen, hat das häufig strategische Vorgehen der Täter*innen anhand einer Spirale verbildlicht, innerhalb derer verschiedene Schritte durchlaufen werden. Basierend auf der Honeymoon-Phase empfinden zukünftige Opfer einen Endorphinrausch, auf dessen Grundlage sich ein Abhängigkeitsgefühl entwickelt. In den nachfolgenden Schritten setzen die Angriffe seitens der anderen Person langsam ein und mehren sich. Der ständige Wechsel zwischen dem liebevollen Menschen und dem Menschen, welcher einem schadet, verwirrt die Betroffenen. Sie erkennen oft erst sehr spät, dass sie Opfer einer Gewaltbeziehung geworden sind. Opfer werden von Täter*innen immer wieder auf ihr vermeintlich fehlerhaftes Verhalten aufmerksam gemacht. Täter*innen rechtfertigen so ihr eigenes Verhalten. (Quelle)
Möglichkeiten für Hilfesuchende
Viele Menschen bleiben trotz Gewalt in der Beziehung bei ihrem Partner oder ihrer Partnerin. Häufig haben die Betroffenen das Gefühl, die schöne Zeit rechtfertige jeglichen Übergriff. Oder aber sie glauben insgeheim, das zu bekommen, was sie verdienen. Aber kein Mensch hat es nötig, in einer von häuslicher Gewalt geprägten Beziehung zu verharren. Wer Hilfe sucht, wird beispielsweise hier fündig:
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen” berät von Gewalt betroffene Frauen rund um die Uhr anonym, kostenlos und unbürokratisch unter der Telefonnummer 08000 116 016 sowie per Chat und E-Mail.
Das Hilfetelefon „Gewalt an Männern” bietet Beratung speziell für Männer, die häusliche Gewalt erleben.
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Bildquelle: Karolina Grabowska via Pexels; CC0-Lizenz