Heroin, Kokain und Co.: Als harte Drogen Medikamente waren
Drogen als Medikamente? Viele Substanzen, die heute zu den harten Drogen zählen, gelten in unserer Gesellschaft als gefährlich. Dabei gehörten früher einige der tabuisierten Rauschmittel nicht nur zum Alltag vieler Menschen – sondern auch zur Ausstattung von Apotheken.
1. Heroin als Hustensaft
Ob gegen Schlafstörungen, Schmerzen oder Durchfall – der Einsatz von Heroin reicht Jahrtausende zurück und war früher nicht aus der Medizin wegzudenken. Das Mittel, das aus dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns gewonnen wird, sollen bereits die alten Ägypter 4000 v. Chr. zu Heilzwecken verwendet haben.
Im 19. Jahrhundert gelang es dem Apotheker Friedrich Sertürner, die wirksamste Substanz des Opiums zu extrahieren: Dabei handelt es sich um das sogenannte Morphin, das als der Vorläufer von Heroin gilt. Die Droge Morphin wurde unter anderem im deutsch-französischen Krieg 1870/71 als Medikament bei der Behandlung von Verwundeten eingesetzt – allerdings mit der Folge, dass hunderttausend Veteranen morphinabhängig wurden. So entstand die sogenannte „Soldatenkrankheit“.
Im Jahr 1898 brachte das Unternehmen Bayer das Medikament Diamorphin auf den Markt, das ähnlich stark schmerzlindernd ist, aber nicht so süchtig wie Morphin macht. Das war die Geburtsstunde des Rauschmittels „Heroin“: Den Namen erhielt die Droge ironischerweise, weil man von einer heroischen Erfindung ausgegangen war. Vor der Markteinführung ist das Mittel getestet worden – nicht nur an Mitarbeiter*innen des Unternehmens, sondern auch an Kindern.
Heroin wurde ursprünglich als Husten- und Schmerzmittel entwickelt. Das „heroische“ Mittel der Firma Bayer wurde jedoch gegen fast alles genommen: nicht nur gegen Schmerzen und Depressionen, sondern auch bei Atemwegserkrankungen und Krebs.
Während Heroin früher ein wichtiges Medikament war, gilt die Substanz heute als die am stärksten abhängig machende Droge. Im Unterschied zu Morphin darf es in Deutschland nicht mehr verschrieben werden. Hierzulande unterliegt das Rauschmittel dem Betäubungsmittelgesetz.
2. Kokain in Getränken
Wie so viele „Medikamente“ stammte auch die Droge Kokain ursprünglich aus dem militärischen Bereich. Ein deutscher Militärarzt forschte an diesem Alkaloid – mit dem Ziel, die physische Leistungsfähigkeit von Soldaten zu erhöhen.
Vor allem im 19. Jahrhundert galt die Droge als vielseitiges Medikament, das zum Beispiel zum Morphin-Entzug empfohlen wurde – unter anderen von Sigmund Freud. Der Vorreiter der Psychoanalyse stellte im Selbstversuch fest, dass Kokain Depressionen aufhellen und die Konzentration verbessern kann.
Es ist kein Zufall, dass das beliebte Getränk Coca Cola im Jahr 1886 vorgestellt wurde – in diesem Jahr erreichte Kokain seinen Höhepunkt. Das Rauschmittel galt als stimulierend und gleichzeitig als ungefährlich. Kein Wunder also, dass die Hersteller der kohlensäurehaltigen Limonade das Mittel „Cocain“ zusetzten. So entstand das Getränk Coca Cola, das innerhalb kürzester Zeit einen kommerziellen Welterfolg erlebte.
Erst im Jahr 1903 wurden die Gefahren des Kokains erkannt. Das Mittel verschwand daraufhin nicht nur aus der Rezeptur der weltberühmten Limonade, sondern auch aus den Regalen der Apotheken.