„Ich schäme mich für mein Geschlecht“ – Warum diese Kommentare Teil des Problems sind

3 Wochen ist es jetzt her, dass das „Männerwelten“-Video von Joko und Klaas für Schlagzeilen gesorgt hat. Für alle, die es noch gar nicht oder nicht mehr auf dem Schirm haben, eine kurze Zusammenfassung:

Am 13. Mai durften Joko und Klaas zur Prime Time eine Viertelstunde auf ProSieben ganz nach ihren Vorstellungen gestalten. Sie entschieden sich dafür, diese 15 Minuten ausschließlich Frauen zur Verfügung zu stellen. Sophie Passmann führte durch die Ausstellung „Männerwelten“. Es gab ungeschönten Einblick in verschiedene Arten von sexueller Belästigung, wie Frauen sie gehäuft erleben. Von einer beeindruckenden Dick-Pic-Sammlung über die Verlesung übergriffiger Chat-Verläufe bis hin zu einer Präsentation der Outfits, die Frauen bei Vergewaltigungen trugen – das Video wurde millionenfach angeschaut.

Die Sache mit der Kritik

Am Video wurde viel Kritik geübt. Beispielsweise, dass im Video lediglich weiße cis-Frauen zu Wort kamen, was eine diverse Gesellschaft keinesfalls repräsentiert. Außerdem ärgern sich viele Zuschauende über die sehr knappe Trigger-Warnung zu Beginn des Videos und darüber, dass ahnungslosen Prime-Time-Zappern unzensierte Penisfotos vor das Feierabend-Bier geknallt wurden. Die Kritik am Video ist berechtigt. Trotzdem wurde das Thema sexuelle Belästigung an Frauen sehr eindrucksvoll ins Tagesgeschehen gespült. Viele erkennen jetzt (erst? Come on!), dass wir darüber reden müssen.

Die Sache mit dem Schämen

Unter dem Video sammelten sich tausende Kommentare. Von Frauen, die sich für die Arbeit bedankten und von Männern mit der Aussage: „Also ich als Mann würde sowas nie tun. Ich schäme mich für mein Geschlecht!“
Und wir wissen alle, dass diese Aussage in guter Absicht verfasst wurde. Aber: Wieso muss explizit betont werden, dass man als Mann so etwas nie machen würde? Weil man ja aufgrund des biologischen Geschlechts direkt ein potenzieller Täter ist?

Unter einem Artikel über einen Amoklauf, bei dem der*die Amokläufer*in Sportschütz*in war, kommentieren ja auch nicht Tausende Sportschütz*innen: „Also ich als Sportschütz*in würde so etwas nie tun, ich schäme mich für meinen Sport!“ Weil von Sportschütz*innen per se erstmal ausgegangen wird, dass sie keine Mörder*innen sind.

Wenn Männer per se als potenzielle Täter gelten und es anerkannt werden muss, wenn jemand kein Täter ist, haben wir ein Problem. Dieses Phänomen ist neben anderen Teil der sogenannten „Rape Culture“ und davon müssen wir uns bitte ganz schnell entfernen. Es sollte normal sein, dass Männer Frauen nicht vergewaltigen, nicht umgekehrt.

Was Männer konkret tun können

Hier ist die gute Nachricht: Niemand sollte sich überhaupt für sein*ihr Geschlecht schämen müssen. Ihr müsst euch nicht für euer Geschlecht schämen. Das hilft wirklich niemandem weiter. Was ihr konkret tun könnt: Euer eigenes Verhalten reflektieren. Solltet ihr bemerken, dass das, was da im Video gezeigt wurde, in irgendeiner Art und Weise auf euch zutrifft, dann könnt ihr euch kurz schämen, okay. Aber ihr könnt das dann ja ändern und euch so verhalten, dass sich niemand mehr schämen muss. So schwierig ist es nicht, versprochen! Sprecht mit Frauen über ihre Erfahrungen, hört ihnen zu. Wenn das Video das bewirkt, dann hat es schon viel gebracht.

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Bildquelle: Unsplash, CCO-Lizenz