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Stummer Genozid: Die vergessenen Frauen Kanadas

Struktureller Rassismus begünstigt Gewaltverbrechen

Die ungeklärten Mordfälle und das Versagen der Polizei lassen dem ehemaligen Polizisten Ray Michalko bis heute keine Ruhe. Nachdem er als Privatdetektiv begann, eigene Ermittlungen durchzuführen, stieß er immer wieder auf vehementen Widerstand. Die Polizeiführung sei überfordert und rassistisch: „Mathilda Wilson [die Mutter der verschwundenen Ramona Wilson] hat einmal gesagt, wie hätte die Polizei ermittelt, wenn die Tote blauäugig und blond gewesen wäre und sie hat leider vollkommen recht. Das ging von ganz oben in der Polizeiführung aus.“

Die Täter*innen ziehen Nutzen aus dem strukturellen Rassismus in Nordamerika. Indigene Frauen und Mädchen sehen sich häufig Armut und Obdachlosigkeit ausgesetzt. Aufgrund unzureichender Wohnverhältnisse, Diskriminierung beim Zugang zu Sozialleistungen und mangelnder Unterstützung seitens der Behörden leben indigene Frauen oft unter Bedingungen, die ein erhöhtes Gewaltpotenzial mit sich bringen. Dazu gehören überfüllte Wohnungen, illegaler Drogenhandel und Sexarbeit. Ihre Situation erweckt keinerlei Interesse, niemand unterstützt sie. Die Gesellschaft verdrängt sie gänzlich, wodurch sie zur Zielscheibe von Gewaltverbrechen werden.