Barbie Savior: Die Doppelmoral der Freiwilligenarbeit
Die Savior Barbie bereist stellvertretend für alle weißen Mädchen mit Helferkomplex die dritte Welt, trägt dabei einen wild crazy, aber voll stylischen Dutt, ein buntes indigenes Mini-Wickeltuch und hält ein mosquito-verstochenes Waisenkind im Arm.
„Of all the books in the world, the best stories are found between the pages of a passport“
Ironische Kommentare unter den mit Photoshop bearbeiteten Bildern führen die Szenerien um so mehr ad absurdum: „It’s so sad that they don’t have enough trained teachers here [in Africa]. I’m not trained either, but I’m from the West, so it all works out“ oder „Learning to dance like a native. May the movement of my hips be as intense as the belief I have in myself!“
Dahinter steckt nicht nur ein ironisches Parodieren vom aktuellen Hype der Freiwilligenarbeit – denn das alleine ist ja kein Grund, sich vom Wohnzimmersessel aus vor dem Laptop über Helfer zu amüsieren. Hier geht es vielmehr darum, den sogenannten „white-savior industrial“ Komplex als puren Bullshit zu enttarnen. Der Komplex, dass viele denken, man könne als Weißer in ein Land kommen, das seit Jahrhunderten Probleme hat, und es auf magische Weise retten. Diesem unterlagen auch die beiden Macherinnen des Instagram Accounts – zwei zwanzigjährige weiße Frauen, die in Afrika „volunteert“ haben. „We were never as ‘savior-esque’ as Barbie Savior, but we did things back in our white savior days that we regret,“ erklären beide im Interview mit The Revelist. „It’s hard to pinpoint the irony at times in real life… the wildly self-centered person veiled as the self-sacrificing saint.“
Afrika braucht keine Mädchen, die mit Waisenkindern Eis essen gehen
Seit dem veröffentlichten KONY 2012 Video lässt sich ein enormer Hype um Freiwilligenarbeit abzeichen – „getarnt“ als selbstlose Hilfsaktion von weißen privilegierten Amerikaner(innen) und Europäern. Tatsächlich besteht dahinter ein ganzer Markt. Es macht sich nämlich über alle Maßen gut im späteren Lebenslauf, wenn man drei Monate in Tansania schwarzen unterernährten Kindern Englischunterricht gegeben hat. Mittlerweile gibt dutzende Organisationen wie praktikawelten.de, die jungen Menschen mehrwöchige Praktika in Afrika vermitteln – ohne Vorkenntnisse oder Qualifikation. Für die Kinder bedeutet das im Endeffekt nur, dass es einen ständigen Wechsel von vertrauten Bezugspersonen gibt, deren Hilfe in keinster Weise eine qualifizierte ist.
Was den meisten Hilfsprojekten in Afrika helfen würde, wäre in erster Linie finanzielle Unterstützung – und nicht 17 jährige Mädchen, die mit den Waisenkindern ein Eis essen gehen und sich dabei mit ihnen fotografieren.
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