„Das Publikum sitzt mit auf der Bühne.“

Von Melanie Wolfmeier

Montagabend. Draußen ist es kälter als die Temperaturanzeige zugeben will. Drinnen, gemütlich auf der Couch, sitze ich mit Tobias Tzschaschel (Mitte) und Stefan Zinsbacher (rechts) von Hauskonzerte. Zusammen mit Peter Pazmandi veranstalten Tobias und Stefan geheime Konzerte in München („Somewhere in Munich“) und drehen jede Menge Live-Sessions mit nationalen und internationalen Künstlern. Vor der Linse hatten sie schon Größen wie Angus&Julia Stone, Max Prosa und Sizarr. Angepasst an den winterlichen Gefrierschrank draußen gibt es heute statt Pfeffi Ingwertee, Kaffee und eine offene Packung Salzstangen. Und dazu jede Menge Fragen rund um ihr Münchner Musikprojekt.

 

ZEITjUNG.de: Jeder muss irgendwann mal anfangen. Euer Projekt Hauskonzerte mit den Live-Sessions und der Konzertreihe Somewhere in Munich kommt in München mittlerweile ja richtig gut an – wie habt ihr drei eigentlich zusammen gefunden?

Tobi: Stef und ich kennen uns schon ewig! Zwei Jungs vom Land, die nach der Schule nach München gezogen und zunächst durch Hip Hop verbunden geblieben sind. Stef hat sich auf Design und Videos spezialisiert und ich hab mich als Journalist und Moderator beim M94.5 Radiosender tagtäglich mit Musik befasst. Irgendwann kam uns dann die Idee, an einem gemeinsamen Projekt zu basteln. So entstand das erste Video – mit der Band I am Kloot  vor der Kamera.

Und wie kam Peter dazu?

Tobi: Das war vor ungefähr zweieinhalb Jahren… Peter spielt ja in der Band Soki Green, die wir auch schon gefilmt haben.

Stef: Eine Sonntagnachmittags-Session mit viel Alkohol…

Tobi: Und mit Peter haben wir uns einfach gut verstanden. Zusammen haben wir dann eine alte, leerstehende Schreinerei mitten in München gemietet, um dort kreative Ideen sammeln und umsetzen zu können.

Stef: Früher liefen alle von uns veranstalteten Konzerte rein akustisch ab – wir hatten halt keine Anlage. Mit Peter kam dann jemand zum Team dazu, der sich wahnsinnig gut mit Technik, Audio und Recording auskennt.

Bei eurer Konzertreihe „Somewhere in Munich“ holt ihr verschiedene Bands nach München und haltet die Location bis kurz vor dem Spieltag geheim. Wie kam es zu diesem Konzept?

Tobi: Grundsätzlich läuft unser Projekt ja in zwei Richtungen. Da gibt es einerseits unsere Sessions, also die privaten Treffen mit Künstlern, deren Performances wir dann filmen. Unsere Konzerte hingegen werden nicht immer mit der Kamera festgehalten. Irgendwann mussten wir aber überlegen, wie wir diese Reihe von unseren Video-Sessions abgrenzen wollen. Und so entstand „Somewhere in Munich“, das die von uns veranstalteten Live-Konzerte zusammenfasst.

 

„Somewhere in Munich“ : Band Greylag aus Portland. Ort: ehemalige LKW-Halle in München

 

Wer darf eigentlich entscheiden, welcher Künstler auftritt?

Stef: Ich!  Lacht. Nein, eigentlich machen wir es so, dass wir alle drei dafür sein müssen.

Und die Wahl der Location? 

Tobi: München ist ja nicht gerade ein Ort, wo Plätze auf den Bäumen wachsen wie Kastanien in Biergärten. Wir sind froh, wenn wir etwas finden und es dann auch klappt. Mit die besten Bandauftritte fanden auf einem Dachboden statt, in der Schreinerei, im ehemaligen Ruby Biergarten und in einem Gewächshaus.

Gibt es einen Ort, an dem ihr gern ein Konzert veranstalten würdet?

Stef: Richtig gut vorstellen könnte ich mir, mal ein Konzert auf einer Bühne von ’nem Opernsaal aufzuziehen – auf der Residenzbühne zum Beispiel. Aber halt so, dass wir das Konzept untergraben: indem wir auch die Leute auf die Bühne holen würden. Die Band würden wir an den Rand der Bühne platzieren – so dass die Zuhörer die Musiker im Blick haben und dahinter den leeren Zuschauerraum der Oper. Bei unseren Konzerten fehlt ja grundsätzlich ein Podest, auf dem die Musiker stehen. Das Publikum sitzt bei uns mit auf der Bühne.

Tobi: Oder im Planetarium! Livemusik unterm Sternenhimmel…

… romantischer geht’s gar nicht! Mit den Überraschungskonzerten macht ihr aber jetzt erst mal bis Februar Pause. Ihr wart dieses Jahr aber auch noch Veranstalter des Deeper Down Sommerfestivals und habt beim Panama Plus Festival mitorganisiert. Was habt ihr denn für 2015 geplant?

Stef: Das ist unser Jubiläum!

Tobi: Hauskonzerte wird dann fünf Jahre alt – man munkelt so einiges.

Könnt ihr trotzdem irgendwas verraten? 

Tobi: Zu unserem fünfjährigen Bestehen haben wir vor, eine Vinyl mit unseren besten Aufnahmen zu machen. Außerdem waren wir dieses Jahr in Kanada und den USA unterwegs, haben viele Bands getroffen und gefilmt – und verarbeiten dieses Material zu einer Dokumentation. Das legendäre „Somewhere in Munich“-Poster wird wahrscheinlich nochmal neu gedruckt…

Stef: Und langsam wird’s Zeit für ein bisschen Merchandising (beide lachen).

Tobi: Sitzkissen für die Konzerte…

Stef: … und personalisiertes Hauskonzerte-Bier…

Nachdem die zwei noch ein wenig über halbernste Hauskonzert-Produktideen diskutiert haben, zeigen sie mir noch ihre jeweils fünf Lieblings-Sessions, die sie seit ihrem fünfjährigen Bestehen gedreht haben. In jedem einzelnen dieser Clips wird das in den Vordergrund gestellt, was in Videos auf Musiksendern verloren geht: die Musik.

Wenn ihr wissen wollt, wie gut sich die Live-Sessions ohne jeglichen technischen Schnickschnack machen, scrollt euch einfach durch die Liste und lest dazu, weshalb genau diese Auftritte so besonders waren!