Januhairy

Januhairy: Weniger Haut, mehr Haar

„Also würde ich nicht ständig in kurzer Hose Sport machen, würde ich meine Beine im Winter ja nicht rasieren“, sagte mir letztens eine Freundin, als sie über die vor allem für Frauen sehr obligatorische Körperpflege klagte. Obligatorisch – das scheint die regelmäßige Rasur in unserer Gesellschaft ja tatsächlich zu sein. Dabei sollte es doch eigentlich bei einem selbst liegen, wie es um die eigene Körperbehaarung steht. Ob Sommer oder Winter, kurze oder lange Hose.

Wer als Frau aber aufhört, sich zu rasieren, bekommt schräge Blicke zugeworfen und muss sich erklären. Diese Erfahrung hat auch Laura Jackson gemacht. Und deshalb auf Instagram zur Januhairy-Challenge aufgerufen. Der Hashtag #januhairy soll Frauen ermutigen, ihren Rasierer zumindest mal für einen Monat ruhen zu lassen. Für einen haarigen Januar. Und für mehr Akzeptanz.

 

„Wer sich nicht rasiert, ist faul oder will was beweisen“

 

„Bist du einfach nur faul oder willst du etwas beweisen?“ Das waren die Worte ihrer Mutter, als Laura Jackson aufhörte, sich zu rasieren. Die 21-Jährige Britin tat das im Rahmen einer Theaterperformance im vergangenen Jahr. Und merkte dabei: „Ich fing an, mein natürliches Haar zu mögen. Und das Fehlen der unangenehmen Rasur.“ Aber sie merkte auch, dass ihr Umfeld mit Unverständnis reagierte, dass sie sich ständig erklären musste – auch ihrer eigenen Mutter gegenüber. Deshalb entschied sie sich, Januhairy ins Leben zu rufen. Um andere Frauen zu ermutigen, um das Thema ins Gespräch zu bringen, und um Körperbehaarung an Frauen zu normalisieren.

 

https://www.instagram.com/p/BsJHcM8gpLe/

„Das ist keine wütende Kampagne, sondern ein ermutigendes Projekt“

 

Wichtig ist Laura Jackson, dass Januhairy nicht aus Wut entstanden ist. „Das hier ist keine wütende Kampagne für Menschen, die nicht sehen, wie normal Körperbehaarung ist. Sondern ein ermutigendes Projekt für alle, um die Sicht auf sich selbst und andere besser zu verstehen.“ So fasst sie es unter einem Bild auf dem von ihr erstellten Instagram-Account Januhairy in Worte. Auf dem Bild lächelt sie in die Kamera, sie trägt ein Top und hat einen Arm gehoben. Darunter kommen ihre Achselhaare zum Vorschein. Auf dem Account will sie das Projekt dokumentieren – über 3.800 Follower gucken ihr dabei schon zu.

 

https://www.instagram.com/p/BrNJoJVgGmu/

Januhairy steht für Haare, Dialog und Spenden

 

Mit Januhairy soll die weibliche Körperbehaarung zum Gesprächsthema werden. Unmittelbar nach ihrer Entscheidung hat die 21-Jährige ihre Mutter, Freunde und Familie aufgeklärt. Jetzt ist die Gesellschaft dran. „Die Akzeptanz unseres Körpers ist leider noch ein Dilemma. Medien zeigen uns als selbstbewusst, wenn unsere Beine glatt, unsere Augenbrauen gezupft, unsere Achseln gewachst sind. Die Gesellschaft scheint sich so zu verhalten, als wäre es unattraktiv und widerlich, unser natürliches Haar wachsen zu lassen“, beschreibt es Laura Jackson unter dem ersten Post von Januhairy. Der Account soll aber nicht nur Dialog schaffen, sondern auch Spenden für Body Gossip sammeln, eine Organisation, die sich für ein positives Körperimage einsetzt.

Laura Jackson ist offensichtlich nicht die einzige Frau, die die uns auferlegte Körperkultur satt hat: über 2.200 Beiträge finden sich aktuell auf Instagram, Fotos von haarigen Beinen und Achseln, am Pool, im Bett und sonst wo. Und von vielen lachenden Gesichter. Auch ihre Mutter macht mit. Ihre anfängliche Frage nach der Faulheit der Tochter kommt ihr mittlerweile selbst komisch vor.

 

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz